Hannover:Verletztes Clan-Mitglied wird ausgewiesen

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Gut bewachter Patient: In der Medizinischen Hochschule Hannover wurde ein Mann unter massivem Polizeischutz behandelt. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
  • Seit Tagen gibt es Wirbel um die Behandlung eines mutmaßlichen Clan-Mitglieds an der Medizinischen Hochschule in Hannover.
  • Es soll sich bei dem Schwerverletzten um einen Mafiaboss aus Montenegro handeln, die Familie des Mannes dementiert das allerdings.
  • Nun soll er Deutschland verlassen. Auch der erneute Antrag der Polizei auf Schutzgewahrsam wurde von dem Amtsgericht Hannover zurückgewiesen.

Im Streit um die Behandlung eines mutmaßlichen Clan-Mitglieds an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat die Stadt beschlossen, den Mann ausweisen zu lassen. Der Schwerverletzte aus Montenegro sei verpflichtet, Deutschland sofort zu verlassen, teilte das niedersächsische Innenministerium am Donnerstag mit.

Die Stadt Hannover habe dem Mann "auf Bitten und in enger Abstimmung mit dem Innenministerium" am Mittwochabend eine entsprechende Verfügung zugestellt. Dabei sei auch der Sofortvollzug der Ausweisung angeordnet worden. Vom Anwalt des Mannes gab es dazu auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme.

Gleichzeitig hat die Polizei erneut einen Antrag auf Schutzgewahrsam gestellt, um den Mann sowie Klinikpersonal, Patientinnen und Patienten sowie deren Besucher vor möglichen Angriffen zu schützen. Solange die Ausweisung des 35-Jährigen nicht vollzogen sei, bestehe weiterhin Bedarf. Das Amtsgericht hat den Antrag der Polizei inzwischen zurückgewiesen. Ein Freiheitsentzug sei nicht verhältnismäßig, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts Hannover am Donnerstag.

Zuvor hatte es Spekulationen über den Patienten mit den 27 Schusswunden gegeben. Am Freitag vorvergangener Woche war auf Hannovers Flughafen Langenhagen ein Privatflugzeug gelandet, darin ein schwer verletzter Mann. Er kam aus Montenegro und soll dort Ende Januar angeschossen worden sein. Igor K., so sein abgekürzter Name, wurde mit Polizeieskorte in das Krankenhaus gebracht. Dort wurde er seither behandelt - und streng bewacht. Mehrere Mannschaftswagen der Polizei standen vor der Klinik. Auch seine mitgereiste Frau stand unter Polizeischutz.

Schnell machte die Meldung die Runde, es handele sich bei dem Mann um einen montenegrinischen Mafiaboss. In dem kleinen südosteuropäischen Land liefern sich zwei Mafia-Clans seit mehreren Jahren eine blutige Fehde, bei der es sich um Drogengeschäfte dreht.

In Niedersachsens Landtag wurde Ärger über das behandelnde Krankenhaus und die teuren Sicherheitsvorkehrungen laut, ein Chirurg räumte inzwischen Fehler ein. Der Steuerzahlerbund verlangte etwa, die immensen Kosten für den Einsatz dem Privatpatienten beziehungsweise seiner Familie in Rechnung zu stellen.

Die Familie des Mannes dementierte eine Verbindung zur Mafia - es handle sich um eine Verwechslung. Nun muss der Patient dennoch Deutschland verlassen.

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In Hannover wird ein Mann mit 27 Schusswunden behandelt, streng bewacht von der Polizei. Erst hieß es, er sei ein Mafiaboss, doch seine Frau dementiert das.

Von Peter Burghardt

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