SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die Klopapier-Falle

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine Rentnerin aus Würzburg narrt Enkeltrickbetrüger. Alles, was die Frau dazu braucht: Altglas, Klopapierrollen und die Hilfe zweier Bauarbeiter.

Von Anna Fischhaber

Es soll ja Menschen geben, die sich im vergangenen Jahr mit Klopapier eingedeckt haben. Es folgten: leere Regale, Schlägereien im Supermarkt, Diebeszüge auf Friedhofs- und sogar Schultoiletten. Bisweilen schreibt das Leben Plots, für die selbst der Drehbuchautor der TKKG-Nachwuchsdetektive sofort gefeuert worden wäre.

Nun, das ist lange her, die Hamsterkäufe sind im Keller eingemottet. Eine kreative Verwendungsmöglichkeit für das gehortete Papier hat jetzt eine Rentnerin aus Würzburg gefunden: Enkeltrickser austricksen. Und das kam so: Am vergangenen Freitag klingelte, wie das Polizeipräsidium Unterfranken jetzt mitteilte, das Telefon der Dame, weit über 80. Es folgte der typisch haarsträubende Enkeltrick-Notfall, der sich nur sehr schnell mit sehr viel Geld auflösen lässt: Die Frau sollte eine Kaution für ihre Tochter bezahlen, weil diese angeblich einen schweren Unfall verursacht hatte. Nur, die Rentnerin hat überhaupt keine Tochter, dafür offenbar jede Menge Klopapier und TKKG-Wissen. Die Frau ließ sich also ein auf das falsche Spiel, vereinbarte die Übergabe von Geld und Schmuck an der Haustür und packte in eine silberne Geschenktüte einfach ein paar Rollen Klopapier, leere Gurkengläser und einen Küchenschwamm.

Und die Diebe? Wären wohl mit dem Toilettenpapier auf und davon, wäre der Frau nicht noch der Zufall in Gestalt zweier Bauarbeiter zu Hilfe gekommen: Diese beobachteten die Übergabe, nahmen die Verfolgung auf und riefen die Polizei dazu. Die setzte die beiden Trickbetrüger, 15 und 22 Jahre alt, schließlich fest. Was aus dem Diebesgut geworden ist, ist nicht überliefert. Vielleicht hat es jemand eingelagert. Die nächste Pandemie kommt bestimmt.

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