Polizei:Doch keine Massenschlägerei in Göttingen

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Zwei Polizeiautos stehen am 13.08.2017 vor dem betreffenden Einkaufszentrum in der Göttinger Innenstadt. (Foto: dpa)
  • Sonntagnacht heißt es, in der Göttinger Innenstadt seien 200 Menschen aufeinander losgegangen.
  • Am Montagmorgen spricht die Polizei dann nur noch von fünf bis zehn Personen, die sich geprügelt hätten.
  • Alle Beteiligten sind wieder auf freiem Fuß.

Von Susanne Höll

Die Nachricht aus Göttingen ließ Schlimmes befürchten: Am Sonntagabend machte sich ein Großaufgebot der Polizei auf den Weg zu einem Einkaufszentrum in der Innenstadt, an dem sich junge Leute am Wochenende gern treffen. Raufereien wurden gemeldet, beteiligt seien Menschen aller Nationen. Mindestens zehn Streifenwagen fuhren auf, auch ein Rettungswagen war im Einsatz. In der Nacht meldete die Polizei eine Massenschlägerei von schätzungsweise 200 Leuten. Ein paar Stunden später korrigierten sich die Sicherheitsbehörden dann selbst: Eine Massenrandale habe es nie gegeben.

Am Montagmorgen stellt sich die Sache so dar: Rund um das Shopping-Center und die umliegenden Fast-Food-Läden sollen fünf, vielleicht auch zehn Syrer und Libanesen aneinandergeraten sein, nicht aus politischen Gründen, wie ein Polizeisprecher betont. Wer aus welchem Grund mit wem Streit anfing, ist unklar. Die Beteiligten hätten keine große Lust, mit der Polizei zu reden, sagt der Behördensprecher. Der mutmaßliche Anführer der Raufbolde wurde über Nacht in Gewahrsam genommen, sei aber, wie die übrigen Personen, inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Da ein Mann leichte Verletzungen davongetragen hat, wird nun wegen des Verdachts der Körperverletzung vermittelt. Wie viele Ermittlungsverfahren es schlussendlich geben wird, vermag die Göttinger Polizei angesichts des Schweigens der Beteiligten noch nicht zu sagen.

Bleibt die Frage, wie in der nächtlichen Mitteilung aus ein paar Randalierern eine Massenschlägerei werden konnte. Die Polizei der niedersächsischen Universitätsstadt räumt einen Fehler bei der öffentlichen Kommunikation ein, vielleicht habe es sich auch um ein Missverständnis gehandelt. Tatsächlich seien am Sonntagabend etwa 200 Leute verschiedener Nationalitäten um das Einkaufszentrum herum unterwegs gewesen. Aus ihren Reihen heraus seien die Schläger gekommen. Die allermeisten hätten sich aber nicht selbst geprügelt.

Wer nun wann wem gegenüber missverständliche Äußerungen gemacht hat, ist am Montagvormittag noch unklar. Dass es sie überhaupt gegeben hat, scheint der Polizei durchaus unangenehm zu sein. Dem betreffenden Mitarbeiter offenkundig auch, wie der Sprecher erkennen lässt.

Baden-Württemberg
:Polizei korrigiert Angaben zum Schorndorfer Volksfest

Die "Schorndorfer Woche" schien eskaliert zu sein, etwa 1000 junge Menschen hätten am Wochenende randaliert, hatte die Polizei mitgeteilt. Nun stellt sie klar: es waren nur 100.

Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Berichterstattung über Massenrandale und sexuelle Übergriffe bei einem Volksfest im baden-württembergischen Schorndorf. Auch hier hatte die Polizei zunächst missverständliche Zahlen genannt, die später korrigiert werden mussten. Zunächst war von 1000 jungen Menschen die Rede gewesen, die aggressiv gegen die Polizei agiert hätten. Später waren es nur noch etwa 100 Personen mit "einem hohen Gewaltpotenzial". Wer aus der Menge tatsächlich gewalttätig geworden ist, steht immer noch nicht fest.

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