Polen:Forscher finden keine Spur von Nazi-Zug in Polen

Hobby-Schatzsucher suchten monatelang. Vermutlich umsonst, wie sich jetzt herausstellt.

Souvenir-Geschäfte eröffneten, Reiseleiter veranstalteten "Goldtouren" und Besucher liefen mit "Goldzug-Shirts" durch die Straßen. Die Bewohner der polnischen Stadt Walbrzych, in der Nähe von Wroclaw (Breslau) mussten viel mitmachen in letzter Zeit.

Monatelang gab es dort eine regelrechte "Schatzsuche", nachdem ein deutscher und ein polnischer Hobbyhistoriker vom angeblichen Fund eines mit bis zu 300 Tonnen Gold beladenen Zugwracks in der Gegend berichtet hatten. Bei dem Fund soll es sich nach Ansicht der Hobbyhistoriker um einen Zug handeln, den die Nazis am Ende des Zweiten Weltkriegs vor der heranrückenden Sowjet-Armee versteckt hatten.

Doch polnische Wissenschafter, die das Gebiet durchsucht haben, melden nun, dass es keinerlei Spuren zu einem "Nazi-Zug" gebe. "Nach unseren Erkenntnissen gibt es vielleicht einen Tunnel in dem Gebiet, aber keinen Zug", sagte der Geologe Janusz Madej von der Wissenschaftlich-Technischen Universität in Krakau. Die Forscher verwendeten Magnetfeld-Detektoren, um das Gebiet, das in der Nähe einer Bahnstrecke liegt, abzusuchen. Die Geologen kamen zu dem Schluss, dass sich zu wenig Eisen im Boden befindet, um auf einen Zug schließen zu können.

Schon seit den 1970er-Jahren gibt es in der abgelegenen Region Gerüchte über einen "Goldzug" aus dem Zweiten Weltkrieg, doch nie ließen sich Beweise dafür finden.

Vielleicht sind die vielen versteckten Gänge und Tunnel im schlesischen Eulengebirge der Grund für die Hysterie um den angeblichen Nazi-Zug. Die Nationalsozialisten hatten dort unter dem Namen "Projekt Riese" ein monströses Stollensystem bauen lassen. Unklar ist, für welchen Zweck es errichtet wurde, ob etwa als unterirdisches Führerhauptquartier. Bei den Arbeiten starben Tausende KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Groß-Rosen.

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