Polen:Betreiber von ausgebranntem "Escape Room" festgenommen

  • Am Freitag sind bei einem Feuer in einem "Escape Room" in der nordpolnischen Stadt Koszalin fünf 15-jährige Mädchen ums Leben gekommen.
  • Die Behörden haben den Betreiber festgenommen und damit begonnen, alle landesweit 1100 "Escape Rooms" zu überprüfen.
  • Möglicherweise wurde der Brand durch ein Gasheizgerät ausgelöst.

Nach dem verheerenden Brand in einem "Escape Room" in Polen ist der Betreiber vorläufig festgenommen worden. Bei dem Feuer waren am Freitag fünf 15-jährige Mädchen ums Leben gekommen, ein 25-jähriger Mitarbeiter erlitt schwere Verbrennungen. In einen "Escape Room", deutsch etwa: "Fluchtraum", lassen sich Spieler einsperren. Unter Zeitdruck müssen sie verschiedene Rätsel und Aufgaben lösen, um sich aus dem Raum zu befreien.

Nach ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft war die Ursache für das Feuer in der nordpolnischen Stadt Koszalin Gas, das in einem Vorraum entwich und sich entzündete; mehrere Gasheizgeräte wurden sichergestellt. Der festgenommene Betreiber ist ein 28 Jahre alter Mann. Er sei nicht vorbestraft, sagte ein Polizeisprecher. Die Behörden haben außerdem damit begonnen, die Brandschutzmaßnahmen der etwa 1100 "Escape-Rooms" in ganz Polen zu untersuchen.

Die 15-Jährigen hatten gemeinsam den Geburtstag eines der Mädchen gefeiert. Als das Feuer im Vorzimmer ausbrach, war ihnen laut Staatsanwaltschaft der einzige Fluchtweg versperrt. Wie die Obduktion ergab, starben alle Opfer an einer Vergiftung durch das Rauchgas Kohlenmonoxid, das bei fast allen Wohnungsbränden in großen Mengen entsteht. Einsatzkräfte schilderten dramatische Szenen. "Die Feuerwehrleute mussten spezielle Ausrüstung und viel Körperkraft aufwenden, um ins Innere zu gelangen", sagte ein Sprecher dem Sender TVN24. Die Fenster seien verschlossen und verriegelt gewesen. Beim Eintreffen der Rettungsdienste habe das Haus bereits in Flammen gestanden.

Bei einer ersten Begehung des Unglücksgebäudes in Koszalin, das etwa 160 Kilometer westlich von Danzig liegt, wurden zahlreiche Mängel festgestellt. "Es war nicht genug Platz für diese Leute in diesem Raum", sagte Polens Feuerwehrchef. Das Zimmer sei nur etwa sieben Quadratmeter groß gewesen. Heizgeräte hätten zu nahe an brennbaren Materialien gestanden. Zudem seien Kerzen gefunden worden. Die Elektroinstallation sei provisorisch gewesen.

"Escape Rooms" in Berlin verfügen über individuelle Sicherheitskonzepte

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sprach von einer beispiellosen Tragödie und kündigte weitreichende Konsequenzen an. Die ersten Escape-Game-Angebote seien von den Behörden geschlossen worden, sagte der Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Die landesweiten Kontrollen ergaben ein negatives Bild: Von 178 bereits kontrollierten Geschäften erfüllten laut Polizei 129 die Brandschutz-Vorschriften nicht. "Die strafrechtlichen Sanktionen müssen sehr streng sein", forderte Innenminister Brudzinski. Die Regierung kündigte zudem an, gefährliche Gasöfen aus dem Verkehr ziehen zu lassen. Erwogen wird auch eine Pflicht, spezielle Sensoren für Kohlenmonoxid zu installieren.

Escape-Games haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Ländern zu einem Trend entwickelt. Auch in Deutschland sind "Escape Rooms" sehr beliebt und werden zum Beispiel für Junggesellenabschiede, für Geburtstage und Firmenfeiern gebucht. In Berlin, wo es ebenfalls etliche Anbieter gibt, warnte die Feuerwehr vor Panik: Für jeden Berliner "Escape Room" gebe es ein individuelles Sicherheitskonzept zum Schutz im Brandfall, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Dabei würden alle möglichen Brandszenarien überprüft.

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