Süddeutsche Zeitung

Poker-Weltmeister Pius Heinz:"Ich kaufe mir jetzt keinen Lamborghini"

Mit 22 Jahren hat er sich nicht nur in den Zocker-Olymp katapultiert - sondern auch für sein restliches Leben ausgesorgt: 8,72 Millionen US-Dollar hat der Deutsche Pius Heinz mit seinem Sieg beim wichtigsten Poker-Event der Welt gewonnen. Was ein Spieler mit so viel Geld macht? Sicher anlegen.

Martin Wittmann

Seit dem vergangenen Mittwoch sind wir nun auch "Poker-Papst", zumindest wenn man einer großen deutschen Boulevardzeitung glauben mag. Der so Hochgelobte heißt Pius Heinz, ist 22 Jahre alt, Studienabbrecher - und hat in der Spielerstadt Las Vegas als erster Deutscher das wichtigste Poker-Event der Welt gewonnen. Die Hand zum Sieg: Ass-König, auch bekannt als "Anna Kurnikowa" - weil sie wie die namensgebende Tennisspielerin gut aussieht, aber selten triumphiert. Doch vorhersehbar ist bei einem Zocker eben nichts.

SZ: Herr Heinz, wie sehr haben die vergangenen Tage Sie durchgeschüttelt?

Pius Heinz: Es war natürlich ein riesengroßer Rummel, ich habe nicht viel geschlafen. Es ist ein unglaubliches Gefühl - ich kann es immer noch nicht fassen.

SZ: An den Rummel müssen Sie sich wohl gewöhnen. Boris Becker etwa beglückwünschte sie öffentlich zu ihrem Weltmeistertitel, und die Bild-Zeitung nannte sie "Poker-Papst Pius".

Heinz: Für mich ist das sehr ungewohnt, ich stehe ja erst seit dieser Woche in der Öffentlichkeit. Vorher war ich ein ganz normaler Typ. Ganz wichtig ist für mich jetzt, dass ich mir diese "Berühmtheit" nicht zu Kopf steigen lasse.

SZ: Sie haben bei der Weltmeisterschaft 6,3 Millionen Euro gewonnen. Mit diesem Kapital könnten Sie als der Welt bester Zocker - der dazu noch Wirtschaftspsychoplogie studiert - einiges anstellen.

Heinz: Sie meinen an der Börse?

SZ: Genau.

Heinz: Nein, ich will mein Geld konservativ anlegen.

SZ: Sie wollen es jetzt nicht krachen lassen?

Heinz: Nein, ich möchte mir jetzt keinen Lamborghini kaufen, oder so. Lieber innerhalb der Familie vielleicht ein paar Geschenke machen.

SZ: Werden Sie denn weiterstudieren?

Heinz: Nee, dafür werde ich jetzt erst mal keine Zeit haben.

SZ: Auf den Fotos vom Turnier sieht man sie immer mit Kapuze auf dem Kopf. Was hat es damit auf sich?

Heinz: Den Pulli habe ich früh im Turnier angezogen. Danach war er mein Glücksbringer.

SZ: Man denkt ja, bei einem spannenden Turnier wird einem so heiß, dass der Pulli nur nervt. Hat er sie wenigstens vor den Blicken der Gegner geschützt?

Heinz: Das Schwitzen hielt sich in Grenzen. Und zu den Blicken: Ich bin es, der bei vielen Gegnern den Blickkontakt sucht - in der Hoffnung, eine Kleinigkeit in ihrer Mimik zu erkennen, bevor ich meine Hand spiele.

SZ: Sie mussten viel riskieren im Finale.

Heinz: Ja sicher, aber das ist Poker. Das gehört dazu.

SZ: Ihre Fans sind Ihnen auf Facebook gefolgt. Auf der Seite geben Sie sich sehr patriotisch.

Heinz: Was heißt schon patriotisch. Grundsätzlich finde ich, dass Deutschland ein sehr, sehr cooles Land ist. Im Ausland merkt man erst, wie gut es uns hier geht. Ich bin stolz, Deutscher zu sein, und ich freue mich, dass ich auch im Namen Deutschlands gewonnen habe.

SZ: Und was machen Sie nun? Fahren Sie zum Entspannen in den Urlaub?

Heinz: Urlaub? Schön wär's. Ich denke eher, in den nächsten Tagen wird noch einiges los sein.

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