"Ich verstehe das nicht! Warum kupfert eine alteingesessene, große deutsche Firma mit eigenem guten Design so gnadenlos ab", sagt Willi Wolfgang Oswald, Geschäftsführer von moonlight. Seine Kugelleuchten für den Garten haben seit 2004 einen Doppelgänger. Optisch sehen beide Modelle identisch aus, als wären sie ins Gras geworfen, aber die eine Leuchte kostet 585 Euro, die andere 344 Euro. Das ist der Unterschied, der an der Ladentheke zählt.
"Nicht nur Asiaten kupfern rücksichtslos Ideen erfolgreicher Unternehmen identisch ab und präsentieren sie als eigene Leistung. Wenn hohe Profite winken, werfen auch zunehmend westliche Unternehmen und Händler ethische Bedenken über Bord", sagt Professor Rido Busse. 1977 entdeckte er auf der Frankfurter Konsumgütermesse "Ambiente" sein eigenes Produkt. Es war aber nicht seine Brief- und Diätwaage Nr. 8600, die er für die Firma Soehnle-Waagen 1965 entworfen hatte und die für 26 DM verkauft wurde. Es war ein perfektes Ebenbild, nachgebaut von einem chinesischen Hersteller - für nur 10 DM.
Um die Nachahmer öffentlich zu brandmarken, erfand Busse den "Plagiarius". In diesem Jahr wird der schwarze Gartenzwerg mit der goldenen Nase zum 30. Mal auf der "Ambiente" verliehen. Zwölf Hersteller und Händler haben den Negativpreis verdient, weil sie am Markt etablierte Produkte 1:1 abgekupfert haben.
Um der Blamage zu entgehen, einigen sich gerade deutsche und europäische Plagiatoren noch vor der Jurierung oder unmittelbar nach der Preisverleihung mit dem Originalhersteller. Der Streit um die Kugelleuchten ist allerdings längst noch nicht beigelegt. 2005 wurde die nachgemachte Leuchte mit dem "Plagiarius" ausgezeichnet. Zwischenzeitlich müssen Richter entscheiden, ob eine Leuchte von zwei verschiedenen Firmen hergestellt werden darf.