SZ-Kolumne "Bester Dinge":Mein Name ist Nase
Zum 140. Geburtstag von Pinocchio wünscht man sich einen eben solchen Lügendetektor, wie ihn sich einst Carlo Collodi erdachte. Aber gibt es den nicht schon?
Von Sophie Kobel
Der Mensch lügt. Zwischen 25 und 200 Mal am Tag, behaupten einige Studien. Könnte natürlich sein, dass auch die Studien lügen. Man weiß es nicht. Dabei möchte man manchmal schon gerne wissen, ob es ernst gemeint ist, wenn sich jemand für den Käsekuchen bedankt oder ob die Antwort "gut" auf die Frage "Wie gehts?" tatsächlich stimmt. Das tägliche Lügen gehört aber zum Spiel wie die Schwalben der englischen Fußballnationalspieler zur EM.
An diesem Mittwoch nun wird die berühmteste Figur des italienischen Schriftstellers Carlo Collodi 140 Jahre alt. Es ist der hölzerne Hampelmann Pinocchio aus der gleichnamigen Geschichte, der die Menschen vor allem deshalb fesselt, weil seine Lügen so offensichtlich sind. Die wachsende Nase ist ein fantastischer Lügendetektor, den man sich auch für die Politik wünschen würde, oder wenn Heidi Klum mal wieder - natürlich in absoluter Ehrlichkeit - eines ihrer "Mädchen" als besonders talentiert lobt.
Man würde sich doch viel besser zurechtfinden in einer Welt, in der das Lügen so eindeutig daherkommt wie bei Pinocchio. Populisten hätten gar keine Chance mehr, weil sie wegen zu großer Nasen gar nicht mehr reinpassen würden, in die Fernsehstudios. Aber natürlich ist und bleibt Pinocchios Geschichte ein Märchen. Obwohl: Vor einiger Zeit wollen Forscher der Universität Granada herausgefunden haben, dass die Nasentemperatur sinkt und die Stirntemperatur steigt, sobald jemand flunkert. Die Wissenschaft spricht hier vom "Pinocchio-Effekt". Interessant. Die Zukunft der Wahrheit, sie könnte damit der Wärmekamera gehören.
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