Ohne Social-Media-Team braucht man als Politiker gar nicht mehr anzutreten. Wahlplakate? Infostände? Altmodisch! Facebook- und Instagram-Fotos kommen schneller beim Zielpublikum an. Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz, 31, bespielt diese Kanäle mit perfekt geplanten Schnappschüssen: wie er einem Panda die Pfote gibt, den Hund von Bundespräsident Alexander Van der Bellen tätschelt oder auf dem Markt Brot kauft. 743 501 Facebook-Fans hat ÖVP-Mann Kurz.
Markus Wallner, Landeshauptmann von Vorarlberg und ebenfalls bei der ÖVP, hat immerhin 11 767 Facebook-Freunde, auf seinem Profil kann man Fotos vom Besuch der Klasse 4d der Volksschule Weidach bewundern, vom Vorarlberger Fasching oder vom Wandern. Vergangene Woche war Wallner auf einem Foto mit Kanzler Kurz zu sehen, bei einem Treffen in einem Gasthof in Dornbirn, staatstragende Bildunterschrift: "Die beiden Regierungschefs beim Mittagessen". An der holzgetäfelten Wand im Hintergrund hing ein Bild, auf dem eine Frau mit Hut beim Rauchen einer Zigarre zu sehen ist. Oder eines riesigen Joints?

100 Tage ÖVP-FPÖ-Koalition:Österreichs Rechtsregierung vergiftet das gesellschaftliche Klima
ÖVP und FPÖ wurden gewählt, um gerade in der Migrationspolitik eine härtere Gangart einzuschlagen. Doch Neid- und Angstparolen lösen keine Probleme. Die Koalition zerfällt in zwei Lager - trotz aller penetrant betonter Harmonie.
Einige Tage später sah das Foto plötzlich anders aus. Statt der qualmenden Dame hing ein Landschaftsfoto hinter Kurz und Wallner. Das Social-Media-Team hatte die Raucherin kurzerhand per Photoshop weggezaubert. Wollte man vermeiden, dass die beiden Politiker beim Reizthema Rauchverbot zu Zielscheiben des Hasses werden? ÖVP und FPÖ hatten kürzlich das geplante generelle Rauchverbot in Gaststätten aufgehoben. "Nachdem wir zu diesem Thema einen klaren Standpunkt haben, haben wir uns bewusst entschieden, das Posting anzupassen", erklärte Wallners Team auf Anfrage.
Im Netz ist das manipulierte Bild ein Riesenerfolg - allerdings anders, als sich das die ÖVP wohl erhofft hat. Unter #retouchierenwiekurz kursieren überarbeitete Versionen, von kreativen Scherzkeksen zusammengebastelt: auf dem Hintergrundbild sind Pandas, Osterhasen oder der Slogan "Legalize it" zu sehen. Nachdem die Seite Vol.at den Fall aufgedeckt hatte, meldete sich Wallner zu Wort, natürlich per Facebook: "Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, ist meinem Social-Media-Team ein bedauerlicher Fehler passiert", dafür bitte er um Entschuldigung. "Nun gilt es die Ärmel aber hochzukrempeln und sich wieder um die wichtigen Dinge unseres Landes zu kümmern." Das Rauchverbot gehört offenbar nicht dazu.