Süddeutsche Zeitung

Philippinen:Tausende müssen Dörfer wegen Vulkanausbruch verlassen

  • Der philippinische Vulkan Taal steht möglicherweise kurz vor einem noch massiveren Ausbruch.
  • Am Sonntag hatte der zuletzt 40 Jahre lang inaktive Vulkan Asche bis zu 15 Kilometer weit in die Luft geschleudert, am Montagmorgen spuckte er auch Lava.
  • 300 000 Menschen sollen wegen der Gefahr ihre Häuser verlassen. Der Vulkan liegt nur etwa 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila entfernt in einem See.

Der philippinische Vulkan Taal steht möglicherweise kurz vor einem gefährlichen Ausbruch. Am Sonntag hatte das Institut für Vulkanologie und Seismologie der Philippinen (Phivolcs) die Warnstufe für den Vulkan zunächst von zwei auf vier und dann noch einmal auf fünf erhöht.

Der Vulkan hatte Asche bis zu 15 Kilometer hoch in die Luft geschleudert. Am Montagmorgen gegen 3.20 Uhr Ortszeit spuckte er erstmals auch Lava aus. In Calamba kam ein Mann bei einem Verkehrsunfall im Ascheregen ums Leben, drei Menschen wurden Polizeiangaben zufolge verletzt. Gegenüber CNN bestätigten die Seismologen, dass Lava die Oberfläche des Kraters erreicht habe und wiederholten ihre Aufforderung an alle Menschen im Umkreis von 14 Kilometern, sich in Sicherheit zu bringen.

Phivolcs-Leiter Renato Solidum sagte, die Lava bedeute noch nicht, dass der Vulkan sich bereits im Stadium eines "gefährlichen Ausbruchs" befinde. "Wir haben noch nicht die Gefahren wie 1965, 1911 und 1754, was den Vulkan Taal angeht." Sollte es so weit kommen, würden Asche, Gestein und Gas nach oben geschleudert und möglicherweise bis über den See fliegen, sagte Solidum.

Die Eruptionen des Vulkans werden von leichten erdbebenartigen Erschütterungen und Gewittern begleitet. Über Nacht seien mindestens 75 solcher vulkanischer Beben registriert worden, teilte Phivolcs mit. Es handelt sich dabei um sogenannte Eruptionsgewitter, die infolge der statischen Aufladung bei einem Vulkanausbruch entstehen können. Die Seismologen warnten, es könne dabei zum plötzlichen Ausstoß von Dämpfen und zu hohen Konzentrationen tödlicher Gase kommen. Magma bewege sich auf den Kraterrand des Vulkans zu. Auch Tsunamis seien möglich.

Der letzte Ausbruch des Taal ist mehr als 40 Jahre her

Der Vulkan ist wegen seiner malerischen Lage in einem See ein beliebtes Touristenziel und Naherholungsgebiet. Der Leiter des Vulkaninstituts sagte, Menschen in den hoch gefährdeten Gebieten einschließlich der Vulkaninsel seien gebeten worden, diese vor einer möglichen gefährlichen Eruption zu verlassen. Die Warnstufe fünf bedeutet, dass "eine gefährliche Eruption binnen Stunden oder Tagen geschehen kann".

Der Vulkan befindet sich etwa 60 Kilometer südlich von Manila. Wegen des drohenden Ausbruchs hatten die Philippinen bereits am Sonntag mit der Evakuierung Zehntausender Anwohner begonnen. So sollen die Menschen von der Insel im See und Zehntausende Menschen aus den nahegelegenen Orten am Seeufer in Sicherheit gebracht werden.

Auf mehrere nahe beim Vulkan gelegene Dörfer und Städte ging Asche nieder. Behörden empfahlen Einwohnern, nicht nach draußen zu gehen und Atemschutzmasken zu tragen. In den Provinzen Batangas und Cavite wurde wegen Ascheregens für Montag der Schulunterricht abgesagt. Berichte über Verletzte und Schäden gab es zunächst nicht.

Auch der internationale Flughafen in Manila wurde geschlossen, dessen Start- und Landebahnen bereits mit Asche bedeckt waren. Mehr als 280 Flüge wurden gestrichen.

Erdbeben und vulkanische Aktivität sind auf den Philippinen häufig. Die Inseln liegen auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo tektonische Platten unter der Erdoberfläche zusammenstoßen. Der Taal ist einer der aktivsten Vulkane des südostasiatischen Inselstaats; 1977 brach er das letzte Mal aus.

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