Pferdefleisch-Skandal:179.000 Packungen Lasagne nach Deutschland geliefert

Der Skandal um möglicherweise falsch deklariertes Pferdefleisch weitet sich aus: Wie aus EU-Informationen hervorgeht, sollen 179.000 Packungen Lasagne hierzulande in den Handel gelangt sein. Wie viel davon noch im Umlauf ist, ist anscheinend unklar.

Von der möglicherweise mit falsch deklariertem Pferdefleisch verunreinigten Lasagne sind rund 179.000 Packungen nach Deutschland geliefert worden. Dies gehe aus einer EU Information hervor, sagte ein Sprecher des Bundesverbraucherschutzministeriums.

Nach Angaben französischer Ermittler soll der Hersteller Comigel rund 4,5 Millionen Fertiggerichte der Firma Spanghero hergestellt haben, die dann an mindestens 28 Unternehmen in 13 europäischen Ländern verkauft wurden. Unklar sei, wie viel der Ware bereits vom Markt genommen oder an Kunden verkauft wurde, schreibt die Bild-Zeitung in ihrer Samstagsausgabe.

In Deutschland haben bereits Aldi Süd, Edeka, Real, Rewe und Kaiser's Tengelmann sowie der Tiefkühl-Heimservice Eismann Lasagne-Produkte aus dem Handel genommen. Auch Lidl stoppte am Freitag den Verkauf von Rindfleisch-Tortelloni der Eigenmarke Combino, nachdem Kontrolleure in Österreich darin Anteile von Pferdefleisch gefunden hatten. Der Hersteller Hilcona erklärte, er verarbeite selbst kein Frischfleisch, sondern beziehe dieses von Lieferanten. Daher müsse es sich "um eine fehlerhaft deklarierte und gelieferte Rohware des Lieferanten handeln".

Lebensmittelhandel sieht keine Versäumnisse

Der deutsche Lebensmittelhandel sah bei sich keine Versäumnisse und wies Vorwürfe der Intransparenz zurück. Die Branche sei ihrer Sorgfaltspflicht "umgehend" nachgekommen, erklärte der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVL).

In Brüssel wurde derweil ein Aktionsplan verabschiedet, wonach die EU mit DNA-Tests bei Fertiggerichten mit Rindfleisch den Pferdefleisch-Skandal aufklären will. Vorgesehen sind auch Kontrollen auf das für den Menschen womöglich gefährliche Tiermedikament Phenylbutazon. Demnach sollen EU-weit 2250 Proben einem DNA-Test unterzogen werden, etwa zehn bis 150 pro Mitgliedsland.

Die Grünen haben aufgrund der Vorkomnisse eine Mitteilungspflicht für die Lebensmittelbranche gefordert. Auch reine Täuschungsfälle müssten künftig gemeldet werden, sagte Fraktionschefin Renate Künast der Passauer Neuen Presse.

"Verarbeitetes Fleisch muss endlich gekennzeichnet werden und die Kennzeichnung muss die Aufzucht- und Mastbetriebe genau benennen", sagte Künast weiter. Derzeit müssten Fälle, in denen es keine Gesundheitsgefahr gebe, von Unternehmen nicht gemeldet werden und Behörden dürften sie auch nicht veröffentlichen. Das dürfe so nicht bleiben: "Ross und Reiter müssen genannt werden, sobald Etikettenschwindel betrieben wird", so die Fraktionschefin.

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