SZ-Serie „Ein Anruf bei …“:Wie wird man als Nichtraucherin Meisterin im Pfeife-Rauchen?

Lesezeit: 2 Min.

Anke Engel, nicht zu verwechseln mit Anke Engelke, gehört einem von bundesweit 15 Rauchervereinen im Verband der Pfeifenraucher an: dem 130 Jahre alten „Pfeifenclub Gemütlichkeit“ mit 180 männlichen und neun weiblichen Mitgliedern. (Foto: Gabriele Kasdorff)

Anke Engel hat den norddeutschen Wettbewerb im „Pfeife langsam rauchen“ gewonnen. Dabei trainiert sie nur einmal im Monat.

Interview von Martin Zips

Die Pfeife von Anke Engel, 68, qualmte bei der Norddeutschen Meisterschaft im „Pfeife langsam rauchen“ 55 Minuten und 52 Sekunden – und damit länger als der Tabak ihrer neun Konkurrentinnen. Frau Engel stammt aus Wentorf bei Hamburg und erzählt, wie es zu ihrem Sieg bei den Frauen kam.

SZ: Herzlichen Glückwunsch, Frau Engel. Ist das Ihr erster Titel in dieser Richtung?

Anke Engel: Ja. Es gibt natürlich auch noch andere Meisterschaften im Pfeife-Rauchen, an denen ich schon teilgenommen habe. Aber das ist mein größter Erfolg bisher.

Wie kamen Sie auf die Idee, Pfeife zu rauchen?

Über eine Freundin, die mich im Jahr 1989 in den „Piepenclub“ mitgenommen hat. Dort hat es mir gefallen. Seitdem bin ich Mitglied.

Im „Piepenclub“?

Ja, da treffen sich Frauen hier aus meiner Gegend immer einmal im Monat privat zum Pfeife-Rauchen.

Spielen Sie dabei auch Karten oder so?

Nein, wir konzentrieren uns nur auf das Rauchen. Eigentlich aber bin ich Nichtraucherin. Denn was ist das schon, einmal im Monat?

Bei Ihren Treffen geht es darum, möglichst langsam zu rauchen, richtig?

Ja. Und beim Wettbewerb wacht sogar ein Schiedsrichter darüber. Wir erhalten drei Gramm Tabak, zwei Streichhölzer und jeder hat den gleichen Pfeifentyp. Wir haben fünf Minuten zum Stopfen und zwei Minuten zum Anstecken Zeit. Gelüftet werden darf nicht, weil das den Zug beeinflussen könnte. Wer unter diesen Bedingungen am weitesten kommt, gewinnt.

Frau Engel. Wenn die Mitglieder Ihres „Piepenclubs“ zusammenkommen, wo treffen Sie sich dann?

Abwechselnd bei uns daheim. Meist im Wohnzimmer.

Sie haben kein Raucherzimmer?

Nein. Wenn es schön ist, gehen wir aber auch mal raus auf die Terrasse.

Beschwert sich da niemand?

Nein, nein. Aber lüften muss man schon, wenn die Damen wieder weg sind.

Wie erklären Sie es sich, dass die Pfeife rauchende Frau im öffentlichen Leben bisher kaum eine Rolle spielt?

Keine Ahnung. Uns geht es vor allem um den Genuss und die Gemütlichkeit.

Interessanterweise finden sich aber auch kaum historische Bilder mit rauchenden Frauen. In Schweden jedoch wurde mal eine weibliche Moorleiche mit Pfeife gefunden. Man vermutet, dass es diese Leidenschaft gewesen sein könnte, die die Frau untragbar für die Gemeinschaft machte.

Also, mir gefallen Pfeifen einfach. Schon wegen ihrer Form. Ich habe einige davon. Wenn ich geraucht habe, reinige ich sie und stecke sie zurück in die Pfeifentasche.

Welche Tabaksorte empfehlen Sie?

Ich habe keine Ahnung, wie die heißt. Den Tabak kauft immer eine andere vom „Piepenclub“. Wichtig ist, dass er nicht auf der Zunge brennt.

Aha. Und haben Sie keine Angst vor bleibenden Schäden?

Nö.

Sind Sie auch in anderen Vereinen aktiv?

Manchmal organisieren wir uns eine Fahrradtour oder einen Grillabend im „Piepenclub“. Da dürfen dann auch Männer mit.

Was haben Sie früher beruflich gemacht, Frau Engel?

Ich war in der Gesundheitsbranche tätig.

Weitere Folgen der SZ-Serie „Ein Anruf bei …“ finden Sie hier. 

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGroßbritannien
:Bye-bye, Göttin Nikotin!

Großbritannien, das war mal eine große Rauchernation: Orwell, Churchill, die „Beatles“. Nun soll das Land Schritt für Schritt nikotinfrei werden. Zeit für eine Abschiedszigarette.

Von Alexander Menden

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: