Pessach-Fest:Warum dieser Araber fast alle Lebensmittel Israels besitzt

Israel verkauft Brotvorräte für zehn Tage - Hussein Dschabar

Der israelische Araber Hussein Dschabar kauft jedes Jahr für ein paar Tausend Euro alle Brotvorräte, Kuchen, Kekse und Bier des jüdischen Staates Israel für das Pessach-Fest.

(Foto: dpa)

Hussein Dschabar gehören gerade alle gesäuerten Lebensmittel in Israel. Sie werden ihm während des Pessach-Festes vermacht.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Jerusalem

In seinem Brotberuf ist Dschaber Hussein dafür zuständig, dass in einem Jerusalemer Hotel immer genügend Getränke und Essen vorhanden sind. Während des jüdischen Pessach-Festes verfügt der 53-Jährige über eine schier unbegrenzte Menge an Lebensmitteln, rührt diese aber nicht an. Denn dem Hotelmanager gehören für zehn Tage die gesamten Vorräte des Staates Israel an Brot, Keksen, Kuchen, Nudelprodukten, Cornflakes, Bier und Whisky.

Dazu kommen noch die Produkte auf jenen Listen, die Privatpersonen und Unternehmen an das Rabbinat geschickt haben.

Die Lebensmittel sind insgesamt geschätzte 300 Millionen US-Dollar wert. "Ich bin für zehn Tage Millionär und einer der reichsten Männer des Landes", sagt Hussein. Seit 1998 unterzeichnet der Araber jedes Jahr am Vorabend des Pessach-Festes in einer feierlichen Zeremonie einen Kaufvertrag und zahlt den immer gleichen Betrag von 20 000 Schekel (4609 Euro). Dieses Jahr ist das am Donnerstag der Fall, er und der Chefrabbiner setzen ihre Unterschrift unter die Vereinbarung. Damit gehen alle Lebensmittel des Staates Israel, die gesäuertes Getreide enthalten - Chametz genannt - in den Besitz des Arabers über, denn Juden dürfen während des Pessach-Festes diese Produkte nicht besitzen. Nach Pessach wird das Geschäft rückgängig gemacht und der Staat Israel ist wieder in Besitz aller Vorräte. Dies gilt genauso für all jene, die symbolisch ihre Lebensmittel während Pessach dem Rabbinat übergeben haben. Der Deal ist Vertrauenssache und deren Einhaltung für Hussein eine Frage der Ehre, denn er könnte sich weigern, die Produkte zurückzugeben und so eine Lebensmittelkrise auslösen.

Eine Woche lang gibt es nur Matze

Durch diese Form von Termingeschäft ist den strengen Speisevorschriften Genüge getan und die Vorräte müssen nicht weggeschmissen werden. Schon vor Jahrhunderten haben die Religionsgelehrten diesen Ausweg ersonnen, dass Chametz an anders Gläubige verkauft und dann zurückgeholt werden darf.

Dagegen säubern streng gläubige Juden ihre Wohnungen vom Keller bis zum Dach und fahnden nach den kleinsten Krümelchen von Brot oder Resten von Müsli. Die Reste werden verbrannt. Selbst Geschirr wird penibel gereinigt. Junge Männer glühen auf der Straße mit dem Gasbrenner Töpfe und Pfannen aus, um jede Spur Chametz zu vernichten.

Eine Woche lang gibt es nur Matze, wie das dünne, ungesäuerte Fladenbrot heißt, das an Knäckebrot erinnert und nach Pappe schmeckt. Denn schon Wochen vor dem Pessach-Fest werden in den Supermärkten die Regale mit Getreideprodukten nicht mehr aufgefüllt und später dann ganz abgedeckt. Einige elektronische Kassen schlagen sogar Alarm, wenn Chametz-Produkte über den Scanner gezogen werden. Das geht so weit, dass auf den seit vergangener Woche zu sehenden Werbeplakaten für den britischen Film "Paddington 2" der Bär kein Marmeladebrot in Händen hält, sondern Matze.

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