Amoklauf in Parkland:Untätiger Deputy Sheriff festgenommen

FILE PHOTO: Bouquets are placed at a memorial on campus on the one year anniversary of the shooting which claimed 17 lives at Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland

Am ersten Jahrestag des Amoklaufs in Parkland gedachten Schüler der Opfer mit Blumen.

(Foto: REUTERS)
  • Fast eineinhalb Jahre nach dem Amoklauf von Parkland ist ein damals untätig gebliebener Deputy Sheriff festgenommen worden.
  • Er war bei dem Massaker, bei dem ein ehemaliger Schüler 17 Menschen tötete, auf dem Gelände gewesen und nicht eingeschritten.
  • US-Präsident Trump hatte den Mann nach dem Vorfall als "Feigling" bezeichnet.
  • Der Anwalt des Mannes hält die Festnahme für einen kaum verhüllten Vergeltungsakt der Politik.

"Ich glaube wirklich, dass ich reingerannt wäre, selbst ohne Waffe": Mit diesem denkwürdigen Satz hat US-Präsident Donald Trump im vergangenen Jahr das Verhalten eines Deputy Sheriffs bei einem Amoklauf in Florida verurteilt. Nun soll der Mann vor Gericht.

An der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland hatte im Februar vergangenen Jahres ein 19-Jähriger 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschossen. Der nun festgenommene Wachmann stand während des Amoklaufs vor dem Schulgebäude. Aufnahmen aus Überwachungskameras zeigen, dass der Deputy Sheriff das Gebäude nicht betrat. Mit dem Titel werden in den USA Einsatzkräfte bezeichnet, die im Auftrag des Sheriffs Polizeiaufgaben wahrnehmen.

Nach Bekanntwerden der Aufnahmen bezeichnete US-Präsident Donald Trump den Mann als "Feigling"; sein Handeln sei eine "Schande" gewesen. Der Deputy Sheriff selbst beteuert, er habe sich an die Einsatzregeln gehalten.

Fast eineinhalb Jahre nach dem Amoklauf ist der 56-Jährige nun festgenommen worden. Ihm wird unter anderem Vernachlässigung von Kindern und grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen. "Es kann keine Entschuldigung für seine komplette Untätigkeit geben, und es gibt keinen Zweifel, dass seine Untätigkeit Leben gekostet hat", erklärte Kommissar Rick Swearingen. Der Mann habe "absolut nichts" unternommen, um das Massaker zu stoppen. Von der Behörde hieß es, sollte der Angeklagte in allen elf Punkten schuldig gesprochen werden, könnte ihm eine Höchststrafe von 97 Jahren Haft drohen.

Der Anwalt des Mannes sprach von einem kaum verhüllten Vergeltungsakt der Politik, die nach dem Massaker wegen lockerer Waffengesetze selbst in die Kritik geraten war. Sein Mandant sei keine Betreuungsperson für die Schüler gewesen, sagte Anwalt Joseph DiRuzzo. Das stehe ausdrücklich im Gesetz.

Für den Angeklagten wurde eine Kaution von 102 000 Dollar (gut 90 000 Euro) festgelegt. Falls er sie bezahlt, muss er in Freiheit ein Überwachungsgerät tragen, seinen Pass abgeben und darf keine Waffe mehr besitzen. Der Amokläufer selbst soll im kommenden Jahr vor Gericht gestellt werden. Seine Anwälte haben angekündigt, auf schuldig zu plädieren, wenn ihr Mandant im Gegenzug lebenslange Haft zugesichert bekommt. Die Staatsanwaltschaft will jedoch die Todesstrafe.

In den USA kommt es immer wieder zu bewaffneten Angriffen an Schulen. Nach dem Amoklauf hatten Überlebende gegen die laxen Waffengesetze aufbegehrt. Im Mai 2019 ist in Florida ein Gesetz abgesegnet worden, dem zufolge Lehrer in dem Bundesstaat im Klassenraum Schusswaffen tragen dürfen.

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:Lehrer in Florida dürfen künftig Waffen tragen

Die Entscheidung ist eine Konsequenz aus dem Parkland-Massaker, bei dem vor etwa einem Jahr 17 Menschen starben. US-Präsident Trump zufolge sind Lehrer in anderen Bundesstaaten schon bewaffnet.

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