Paris Hilton:Bleib ganz geschmeidig

Paris Hilton in Australien

Melbourne, 29. Dezember 2008, Paris Hilton gibt Autogramme, bevor sie ein paar Tage später aus Sydney zur ersten Online-3D-Silvesterparty der Welt lädt.

(Foto: epa AAP Joe Castro/picture-alliance/ dpa)

40 Jahre Paris Hilton, das sind auch 20 Jahre Juicy-Couture-Trainingsanzug. Die beiden waren unzertrennlich, unzerknitterbar - und wurden vielfach kopiert.

Von Silke Wichert

Für den Vornamen ist sie logischerweise nicht selbst verantwortlich, aber der Trend zu Ortschaften und überhaupt möglichst ausgefallenen Kreationen, das fing so richtig mit Paris Hilton an, also an diesem Mittwoch vor genau 40 Jahren, als die Enkelin des Hotelmagnaten Barron Hilton das Licht der Welt erblickte. Auch sonst haben wir dieser Frau rückblickend einiges zu verdanken: den unbedingten Willen zur Selbstinszenierung und Selbstvermarktung, angeblich sogar die ersten Selfies, und natürlich, heute noch mal folgenschwerer denn je, die Ausweitung der Komfortzone in Gestalt von Juicy-Couture-Trainingsanzügen.

Ihr halbes Leben hat sie in diesen Zweiteilern verbracht, ihr gemeinsamer Aufstieg verlief so geschmeidig wie das Material, aus dem die Anzüge gemacht sind. Hilton war als eine der Ersten vor allem fürs Berühmtsein berühmt und wurde damit immer noch berühmter, bis man irgendwann vergessen hatte, wofür sie eigentlich noch mal angefangen hatte berühmt zu sein. Um die Herleitung abzukürzen, wurde so etwas fortan schlicht "It Girl" genannt. Etwa zur gleichen Zeit kam das kalifornische Label Juicy Couture als erste Marke auf die Idee, Jogginganzüge nicht aus festem, sportlichem Material, sondern aus Velours zu schneidern, also jenem weichen Material, mit dem sonst eigentlich Sofas bezogen sind, damit man es beim Rumlümmeln auf dem Freizeitmöbel möglichst gemütlich hat. Ein rosafarbenes Exemplar schickten sie 2001 als Geschenk an diese junge Frau, und Hilton trug die wie Bootcut-Jeans geschnittenen Hosen und die betont knappen Oberteile daraufhin nicht nur in ihrer Freizeit, beim Rumlümmeln im Flugzeug, sondern einfach überall und vor allem beim Ausgehen.

Jogginganzüge in der freien Wildbahn - das vergisst man mittlerweile ja leicht - waren Anfang der Nullerjahre noch keine Selbstverständlichkeit. Paris Hilton machte sie durch sehr penetrantes Tragen in sämtlichen Farben zu ihrer Uniform und damit zu einer Art modernem, knitterfreiem L. A.-Chic. Bald trugen auch Britney Spears, Jennifer Lopez und halb Düsseldorf ein großes "Juicy" aus Strass auf Rücken und Po, weil allein der Sound dieses Wortes in der Mundhöhle so schön spritzig klang. In der geschmeidigen Retrospektive waren das eigentlich herrlich unschuldige Tage, als Hilton und ihre Freundin Nicole Richie mit "The Simple Life" einen frühen Reality-TV-Hit landeten und das Leben auch sonst irgendwie in simpleren Bahnen verlief.

SIMPLE LIFE 2, Paris Hilton, Nicole Richie, (Season 2), 2004-07. photo: Michael Yarish/Fox, TM and Copyright 20th Centur

"The Simple Life", Staffel 2, Paris Hilton an der Seite von Nicole Richie auf der Farm.

(Foto: imago stock/imago images/Everett Collection)

Aber man bekommt diese Zeiten einfach nicht zurück, da kann man jetzt noch so viel neues Velours ranschaffen. Juicy Couture, die Marke, die von zwei Frauen mit einer Investition von angeblich nur 200 Dollar gegründet wurde und innerhalb kürzester Zeit Milliarden machte, musste vor sieben Jahren sämtliche Läden schließen. Pünktlich zum Revival der Neunziger- und Nullerjahre in der Mode versucht der neue Besitzer nun ein Comeback. Die aktuelle Kollektion sieht im Grunde genauso aus wie die alten, nur dass es die Jogginghosen jetzt außerdem als kurze Hotpants, aber immer noch mit genug Platz für Strass auf dem Hintern gibt.

Auch Kim Kardashian, die - daran muss man sich ebenfalls noch mal kurz erinnern - einmal als Hiltons Assistentin bekannt wurde, ihre Mentorin in Sachen Geldverdienen durch Selbstdarstellung aber mittlerweile meilenweit überholt hat, brachte gerade mit ihrer Unterwäschemarke Skims solche Tracksuits heraus. Nur mit deutlich knapperen Oberteilen, versteht sich. Dafür holte sie sogar ihre alte Freundin Paris mit in die Werbetrommel. Wiedervereinigung in Velours!

US-Hotelerbin Paris Hilton in Deutschland

München, 17. Mai 2005, Paris Hilton weilt nach einem Auftritt bei "Wetten, dass...?" ein paar Tage in Deutschland.

(Foto: Matthias Schrader/picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Aber eines kann selbst dieser Stoff nicht kaschieren: Man braucht diese Anzüge heute nicht mehr. Denn in der Mode ist mittlerweile alles irre geschmeidig geworden. Jede Marke hat Jogginganzüge im Programm, es gibt sie in jeder Preisklasse, in jedem erdenklichen Material, Kaschmir, Baumwolle, Seide, Vikunja. So wie natürlich auch Paris Hiltons Unique Selling Point nicht mehr viel, sagen wir, Saft hat. Selbstdarstellung und Selbstentblößung gibt es da draußen in jeglicher Ausprägung. Was Juicy und sie anfingen, haben längst andere weitergeführt.

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