Paraguay:Der Mammut-Forscher und seine mutmaßlichen Mörder

Bernard von Bredow

Bernard von Bredow entdeckte als Schüler in einem Bachbett Teile eines Mammut-Skeletts. Der Fund bescherte ihm weltweite Aufmerksamkeit. Das Foto stammt aus der TV-Produktion "Feuer im Eis" aus dem Jahr 1999.

(Foto: imago images / United Archives)

Vor drei Wochen ist Bernard von Bredow, ein bayerischer Auswanderer mit schillernder Biografie, in Paraguay erschossen worden. Auch seine Tochter ist tot. Nun hat die Polizei drei Verdächtige festgenommen - und die Überraschung ist groß.

Von Christoph Gurk, Buenos Aires

Ein deutscher Auswanderer mit bewegter Biografie liegt erschossen in seinem Haus in Paraguay. Seine Tochter im Teenager-Alter ist ebenfalls tot, Spuren weisen auf Folter hin. Offensichtlich sind die beiden Opfer eines Raubüberfalls geworden, dabei hatten sie doch in eher einfachen Verhältnissen gelebt. Zunächst kann sich niemand das Verbrechen erklären, doch nun, knapp drei Wochen später, hat die Polizei drei Tatverdächtige festgenommen - und die Überraschung ist groß.

Doch von vorn: Am 22. Oktober findet die Polizei in einem Haus in Areguá, ein paar Kilometer vor der paraguayischen Hauptstadt Asunción gelegen, zwei Leichen: die des 62 Jahre alten deutschen Eiszeit-Forschers Bernard von Bredow und die seiner 14 Jahre alten Tochter. Der leblose Körper des Mädchens liegt mit einer Schussverletzung in einer mit Wasser gefüllten Badewanne, der Leichnam ihres Vaters weist Brandverletzungen und Prellungen auf, dazu eine Schusswunde im Nacken. Ermittler sprechen von möglicher Folter und einem Tod, der einer Hinrichtung ähnelt. Man habe an mehreren Stellen im Haus Blutspuren gefunden, die Räume seien wohl von den Tätern durchsucht worden. Die Polizei geht von einem Raubmord aus. Ein Kommissar mutmaßte laut Medienberichten, die Täter hätten wohl auf größere Geldbeträge im Haus gehofft.

Paraguay: Das Anwesen der Bredows aus der Vogelperspektive, aufgenommen am 3. November dieses Jahres, also knapp zwei Wochen nach dem Fund der Leichen.

Das Anwesen der Bredows aus der Vogelperspektive, aufgenommen am 3. November dieses Jahres, also knapp zwei Wochen nach dem Fund der Leichen.

(Foto: Jorge Saenz/AP)

Ein Freund des Opfers sagte lokalen Fernsehsendern, Bernard von Bredow habe ein einfaches Leben geführt. Gleichzeitig war der Deutsche aber auch kein Unbekannter: Mitte der 70er-Jahre hatte Bredow in einem Bachbett nahe dem oberbayerischen Siegsdorf Mammutknochen entdeckt, er war damals Schüler und angeblich auf der Suche nach einem Schatz. Nachdem er den Fund mit zehn Jahren Verzögerung den Behörden meldete, wurde das gesamte Skelett ausgegraben und auf den Namen "Oskar" getauft. Aus diesem und anderen archäologischen Funden entstand ein ganzer Eiszeitpark mit eigenem Museum, dem "Mammutheum".

Bredow erlangte mit seinem Mammut weltweit Aufmerksamkeit, er war Gast in Talkshows und TV-Dokumentationen, er reiste durch die Welt, so wie er es nach eigenem Bekunden schon sein ganzes Leben lang getan hatte: Schon als Kleinkind habe er einen Onkel in Kanada besucht, später dann den Großvater in Neuseeland, neun Jahre will er da erst alt gewesen sein und ohne Begleitung. Auf der Rückreise nach Deutschland habe er Zentral- und Nordamerika durchstreift. Bredow will in der Entwicklungshilfe in Indien gearbeitet haben und beim Bau von Ölpipelines in Kanada, ein abenteuerliches Leben, in dem auch erlegte wilde Eber und Haifische am Angelhaken vorkommen.

Handel mit wertvollen Musikinstrumenten

Vor etwa fünf Jahren wanderte Bredow dann zusammen mit seiner Tochter von Deutschland nach Paraguay aus. Das Land gehört zwar zu den ärmsten Ländern der gesamten Region, verfügt aber gleichzeitig über eine lange Geschichte deutscher Auswanderer und eine große deutsche Gemeinschaft. In Paraguay hat Bredow wohl vor allem von Einnahmen aus Deutschland gelebt, dazu hat er alte Musikinstrumente restauriert und mit ihnen gehandelt, einige davon potenziell sehr wertvoll - und genau um diese könnte es bei dem Raubüberfall gegangen sein.

Am Dienstag teilte die Polizei des südamerikanischen Landes mit, sie habe drei potenzielle Tatverdächtige festgenommen, allesamt deutsche Staatsbürger, wohnhaft in Paraguay. Die Ermittler glauben, dass die drei Männer zumindest beteiligt gewesen sein könnten an der Tötung Bredows und seiner Tochter. Bei einem der Festgenommenen habe man nicht nur Schusswaffen gefunden, sondern laut Berichten von lokalen Medien auch Instrumente. Nach Informationen des Senders RTL handelt es sich bei dem mutmaßlichen Drahtzieher um eben jenen "Freund", der nach dem Fund der Leichen den Medien erzählte, wie Bredow und seine Tochter lebten.

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