Es sollte das ganz große Aufgebot unter Palmen sein: Als Papua-Neuguinea, eines der ärmsten Länder der Welt, im November vergangenen Jahres zum Asien-Pazifik-Gipfel einlud, sollten die internationalen Gäste beeindruckt sein. So quartierte man die 21 Staats- und Regierungschef der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) in drei Kreuzfahrtschiffe ein, die im Hafen der Hauptstadt Port Moresby lagen.
Als Fortbewegungsmittel durch die gefährlichste Stadt Ozeaniens stellte man ihnen über 300 Neuwagen zur Verfügung. Die Luxusautos hatte Papua-Neuguinea extra aus dem Ausland bestellt. Darunter drei Bentley Flying Spurs für 200 000 Dollar das Stück und 40 Maserati Quattroporte. Für einen liegt der Verkaufspreis in Deutschland gerade bei mehr als 100 000 Euro. Die Autos waren lediglich für den zweitägigen Gipfel gedacht, danach sollten sie zurückgegeben werden.
Allerdings fahren sie offenbar immer noch durchs Land. Drei Monate nach dem Apec-Gipfel fahndet die Polizei nach 284 Fahrzeugen. Der Chef der zuständigen Abteilung, Dennis Corcoran, appellierte am Mittwoch an alle widerrechtlichen Besitzer, die teuren Autos sofort zurückzugeben. "Jeder, der sich auf illegalem Weg Staatseigentum angeeignet hat, wird verhaftet und angeklagt."
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Der Polizei zufolge sind bisher nur die 40 Maseratis wieder aufgetaucht. Der Rest bleibt verschwunden. "Wir ermitteln derzeit noch. Wir wissen nicht, wo genau die Autos sind", sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Die Ermittler vermuten, dass viele Wagen jetzt privat genutzt werden.
Einwohner hatten die teuren Gipfel-Accessoires kritisiert
Wie die teuren Autos ausfindig gemacht werden sollen, ist unklar. Der Gipfel liegt drei Monate zurück. Es hatten Vertreter aus 21 Ländern teilgenommen, darunter China, Russland und die USA. Die teuren Gipfel-Accessoires hatten für Empörung unter den acht Millionen Einwohnern des Inselstaats gesorgt.
Papua-Neuguinea gehört trotz vieler Bodenschätze zu den ärmsten Ländern der Welt - die Korruptions- und Kriminalitätsrate ist hoch. Im Entwicklungsindex der Vereinten Nationen, einem weltweiten Ländervergleich, liegt der Inselstaat auf Platz 153. Die Luxus-Show beim Gipfel wirkte obszön angesichts des chronischen Gesundheitsnotstands, den das Land seit Jahren erlebt. So fehlt etwa ausreichend Hilfe gegen Tuberkulose oder Polio.
Insgesamt eine Milliarde Dollar soll der Gipfel gekostet haben, hatte der internationale Währungsfonds im November errechnet. Papua-Neuguineas Premier Peter O'Neill sagte damals, der Nutzen für die Nation sei weitaus größer als die Kosten. Zum ersten Mal ein solches Treffen auszurichten, sah man als Werbung, um Investoren anzulocken. China und Australien hatten das Land bei den Kosten unterstützt. Wer für die vermissten Luxus-Karossen aufkommt, steht noch aus.
Mit Material der dpa