Vatikan:Papst schwer erkrankt - Diskussionen über Rücktritt

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Seit Tagen legen Menschen Kerzen und Karten vor der Gemelli-Klinik ab, in der Papst Franziskus behandelt wird. (Foto: Gregorio Borgia/dpa)

Seit mehr als einer Woche liegt der Papst im Krankenhaus, zwischenzeitlich musste er zusätzlichen Sauerstoff bekommen. Der deutsche Kardinal Müller spricht sich gegen einen Amtsverzicht aus.

Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hat sich kategorisch gegen einen Rücktritt von Papst Franziskus wegen Krankheit ausgesprochen. Der Tageszeitung Il Messaggero sagte Müller, ein Rücktritt sei für einen Papst keine Option. „Vom Kreuz steigt man nicht herab“, so Müller, der von 2012 bis 2017 Glaubenspräfekt im Vatikan war. Der Verzicht auf das Amt dürfe nicht zu einer normalen Angelegenheit werden, wie das Ausscheiden aus einem Unternehmen, sagte Müller weiter.

Vor einigen Tagen hatte bereits der 91 Jahre alte Kardinaldekan Giovanni Battista Re Spekulationen um einen möglichen Rücktritt des Papstes zurückgewiesen, auch der Vatikan bezeichnete diese als „unnötig“. Andere Kardinäle betonten in Medieninterviews zuletzt hingegen, dass sie einen solchen Schritt für möglich hielten. Bekannt ist zudem, dass Papst Franziskus für den Fall, krankheitsbedingt handlungsunfähig zu sein, einen unterschriebenen Rücktrittsbrief hinterlegt habe.

Vor mehr als einer Woche ist der 88-Jährige wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus gekommen. Von Samstag auf Sonntag verbrachte er dem Vatikan zufolge dort eine ruhige Nacht im Krankenhaus, zuvor hatte sich sein Zustand allerdings deutlich verschlechtert. Bei dem 88-Jährigen sei eine „anhaltende asthmatische Atemkrise“ aufgetreten, die die Gabe von Sauerstoff erfordert habe.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche wird seit Freitag vergangener Woche in der Gemelli-Klinik in Rom stationär behandelt. Vor wenigen Tagen stellten die Ärzte eine beidseitige Lungenentzündung fest.  Franziskus leidet zudem an einer Atemwegsinfektion mit verschiedenen Erregern. Das Krankheitsbild ist also komplex. Einer der behandelnden Ärzte erklärte am Freitag, der Papst sei noch nicht außer Gefahr. Komplikationen seien derzeit nicht auszuschließen.

„Komplexes Krankheitsbild“
:Papst ist ernsthaft erkrankt

Was erst wie die übliche Winter-Bronchitis des Kirchenoberhaupts aussah, wächst sich zu einer ernsten Bedrohung seiner Gesundheit aus. Der 88-jährige Franziskus muss länger als zunächst geplant im Krankenhaus bleiben. Alle Termine für diese Woche wurden abgesagt.

Von Marc Beise

Bei Blutuntersuchungen sei nun außerdem ein Mangel an Thrombozyten, also Blutplättchen, festgestellt worden. Aus diesem Grund hat Franziskus nach Angaben des Sprechers Bluttransfusionen erhalten. Seit der Diagnose der Lungenentzündung waren aus dem Vatikan in den vergangenen Tagen zurückhaltend positive Signale gekommen, es war mitunter von einer „leichten Verbesserung“ die Rede. Der Vatikan spricht nun angesichts der Untersuchungen nur noch von einer insgesamt „zurückhaltenden Prognose“.

Gefahr einer Blutvergiftung

Zwei behandelnde Ärzte hatten bereits am Freitag erklärt, Franziskus erhalte bei Bedarf zusätzlichen Sauerstoff über eine sogenannte Nasenbrille. Sie betonten, dass für Franziskus aktuell die größte Gefahr darin besteht, dass es bei ihm zu einer Sepsis, also einer schweren Blutvergiftung, kommen könnte. Diese Entwicklung wäre eine der bedrohlichsten Komplikationen. Eine Sepsis kann im schlimmsten Fall zu Organversagen und zum Tod führen.

Vor der Gemelli-Klinik versammeln sich am Samstag erneut Gläubige zum gemeinsamen Gebet für den Papst. Priester, Nonnen sowie Krankenhaus-Besucher beteten in mehreren Sprachen auf dem Vorplatz der Klinik.

Seit der Einlieferung kommen immer wieder Menschen an die große Statue von Franziskus’ Vorvorgänger Papst Johannes Paul II. und legen Kerzen, Briefe sowie Rosenkränze für den kranken Papst ab. Die Sorge unter Gläubigen weltweit ist angesichts des Gesundheitszustands von Franziskus groß.

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