Sakrament der Ehe:Du sollst nicht päpstlicher sein als der Papst

Francis

Papst Franziskus am Donnerstag in Rom.

(Foto: AP)

Mit seinen Ausführungen zur Ehe hat sich Franziskus einmal mehr als echter Seelsorger erwiesen. Daran sollten sich auch Kirchen-Dogmatiker ein Beispiel nehmen.

Kommentar von Stefan Ulrich

Die katholische Kirche braucht Dogmatiker und Seelsorger. Dogmatiker, um nicht in Beliebigkeit zu fallen. Seelsorger, weil sie den Menschen beistehen und auf dem Weg zu Gott helfen sollen. Da es aber nur einen amtierenden Papst gibt, stellt sich die Frage, was er sein soll. Dogmatiker? Oder ein Seelsorger?

Die Antwort gibt das Neue Testament. Darin steht nicht: "Gott ist die Lehre", sondern: "Gott ist die Liebe."

Die Kirche kann sich glücklich schätzen, einen Seelsorger als Papst zu haben. Einen Pontifex, der auch zu jenen Brücken baut, die mit der katholischen Dogmatik Probleme haben. Einen Hirten, der lieber versteht als verurteilt.

Auswege innerhalb des Kirchenrechts

Dem hat Franziskus nun wieder entsprochen. Der Papst sagte, ein Teil der kirchlichen Ehen sei ungültig, weil viele junge Paare nicht wüssten, dass der Bund unauflöslich sei. Sie wollten keine Treue bis zum Tod versprechen. Franziskus hat das kritisiert - und solchen Paaren, wenn sie auseinandergehen, zugleich einen Weg gezeigt, den das Kirchenrecht gewährt. Sie können ihre Ehe für ungültig erklären lassen.

Durch seine lebensnahe Art nimmt dieser Papst der Dogmatik ihre Rigidität, ohne sie zu zerstören. Er verändert den Geist einer Kirche, die in der Vergangenheit oft zu starr und manchmal lieblos gehandelt hat.

Die Priester fordert Franziskus auf, junge Paare nicht zur Ehe zu drängen, sondern sie geduldig zu begleiten, damit sie reifen. Manchen Dogmatikern mag das missfallen. Sie sollten nicht päpstlicher sein als ihr Papst.

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