Papst Johannes Paul II.:Ein Glassarg für den Papst

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Seit seinem Tod vor drei Jahren ruht der Leichnam von Johannes Paul II. in den Katakomben unter dem Petersdom. Jetzt überlegt der Vatikan, den Körper des früheren Papstes in einen Glassarg umzubetten.

Stefan Ulrich

Johannes Paul II. wollte ein schlichtes Grab, und er bekam es. Seit seinem Tod vor drei Jahren ruht sein Körper unter einer nüchternen, weißen Marmorplatte in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom. Doch die Ruhe ist relativ: 15.000 bis 20.000 Menschen drängen sich Tag für Tag an der Nische vorbei, pro Jahr sind das Abermillionen.

Das Grab von Johannes Paul II. in den Vatikanischen Katakomben. (Foto: Foto: dpa)

Womöglich müssen all diese Verehrer des polnischen Pontifex bald nicht mehr in die Grotten hinabsteigen. Im Vatikan wird diskutiert, Johannes Paul in den Petersdom umzubetten. Dort könnte der Leichnam in der Sebastians-Kapelle nahe der Pietà des Michelangelo ausgestellt werden.

Der Kurienkardinal Giovanni Battista Re sagte: "Uns, die wir seine engsten Mitarbeiter waren, erfüllt dieses Vorhaben mit großer Freude." Und Stanislaw Dziwisz, der frühere Sekretär des Papstes und heutige Kardinal von Krakau, versicherte: "Der Vatikan möchte es den Menschen leichter machen, das Grab Johannes Paul II. zu besuchen."

Laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa hat eine vatikanische Kommission zwei Varianten vorgeschlagen, über die nun Papst Benedikt XVI. entscheiden solle. Danach könnte der Leichnam Johannes Pauls verdeckt in einem Steinmonument oder in einem gläsernen, von den Gläubigen einsehbaren Sarg in der Basilika bestattet werden. Im zweiten Fall solle eine Wachsmaske mit den Zügen Carol Wojtylas das Gesicht des Toten schützen. "Alles ist bereit, um den Leichnam schon morgen früh umzubetten", zitiert Ansa Stimmen aus dem Vatikan.

So schnell aber wird es nicht gehen. Offiziell gibt sich Rom völlig bedeckt. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, eine Entscheidung, was mit dem Leichnam geschehe, werde erst nach einer Seligsprechung Johannes Pauls fallen. Vorher seien solche Diskussionen "absolut verfrüht". Ein anderer Monsignore gibt jedoch im Gespräch zu bedenken, auch Papst Johannes XXIII. sei nach seiner Seligsprechung im Jahr 2000 aus den Grotten in den Petersdom gebracht worden, wo er in einem Glassarg liege. Dies entspreche katholischer Tradition. Andererseits bringe eine Aufbahrung Johannes Pauls in der Basilika wegen der gewaltigen Pilgermengen Organisations- und Sicherheitsprobleme mit sich. Die Entscheidung sei daher bislang wohl wirklich offen.

Der Monsignore betonte, noch sei auch ungewiss, wann Johannes Paul selig gesprochen werde. Viele Gläubige besonders in Polen drängten zur Eile. Die zerstrittene polnische Kirche hoffe womöglich, die Seligsprechung ihres großen Mentors könne sie einen.

Etliche Experten im Vatikan, insbesondere in der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, bestünden jedoch auf einer ausführlichen Prüfung der Persönlichkeit, des Lebens und der Schriften des Verstorbenen, wie sie die Regeln vorsehen. Schließlich wolle man in späterer Zeit keine Überraschungen erleben. Länger als ein bis allenfalls drei Jahre werde das Verfahren aber nicht mehr dauern.

Um Johannes Paul selig zu sprechen, müsste bewiesen werden, dass er nach seinem Tod ein Wunder bewirkte. Im Vatikan wird der Fall einer französischen Nonne geprüft, die auf unerklärliche Weise von der Parkinson-Krankheit genesen sein soll. Die Frau muss noch von Ärzten im Auftrag der Kongregation untersucht werden. Das dauert. "Santo subito" riefen die Gläubigen vor drei Jahren nach dem Tod des Pontifex. Doch "subito" geht es im Vatikan nun mal nicht.

In Polen aber wird schon überlegt, welche Reliquie des Seligen in spe nach Krakau, dem einstigen Bischofssitz Wojtylas, gelangen sollte. So sagte der Vorsitzende der polnischen Kommission für das Seligsprechungsverfahren, Bischof Tadeusz Pieronek: "Sicher wird nach Krakau eine Reliquie ersten Grades, also ein Körperteil, kommen." Dabei könne es sich sogar um das Herz des Papstes handeln.

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