PromisPaparazzi in Not

Lesezeit: 2 Min.

Schwere Zeiten für Promi-Fotografen: Auch Berühmtheiten bleiben pandemiebedingt zu Hause oder werden nicht erkannt, weil sie eine Maske tragen. Es müssen also andere Einnahmequellen her - und die sind ebenso perfide wie das unerlaubte Fotografieren von Promis.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Auffallen, irgendwie. Das ist die eiserne Regel für alle, die es in Los Angeles zu was bringen wollen, und so gesehen machte die frühere Schauspielerin und jetzige Herzogin Meghan, die seit dem vergangenen Sommer dort wohnt, zuletzt sehr viel richtig. Es gab das gemeinsame Interview mit ihrem Ehemann Prinz Harry über die Missstände im britischen Königshaus, das nicht nur Ärger mit der angeheirateten Familie, sondern auch unermüdliche Pöbeleien von Profi-Proll Piers Morgan nach sich zog. Nachdem sie in Großbritannien einen Rechtsstreit mit der Mail on Sunday gewonnen hat, legt sie sich in Los Angeles nun mit den Paparazzi an. Sie verklagte die Splash News & Picture Agency, weil die Agentur Fotos von einem Ausflug in Kanada verkauft hatte. Das Unternehmen hat Gläubigerschutz beantragt, weil es aufgrund der hohen Kosten dieses Rechtsstreits einen Kredit in Höhe von fast einer Million Dollar nicht hatte bedienen können.

Für Paparazzi ist die Corona-Krise keine einfache Zeit, wie Splash-Chefin Emma Curzon in einem Statement schreibt: "Es gibt wegen der globalen Pandemie weniger Material, die Budgets der Medien sind geschrumpft." Auch Promis müssen zu Hause bleiben, und wenn sie doch rausgehen, dann haben sie meist eine Maske auf. Das führt dazu, dass sie ganz einfach nicht mehr so leicht erkannt werden; selbst das unverwechselbare Gesamtkunstwerk Cher schrieb bei Instagram: "Ich kann auf den Wochenmarkt gehen, zum Juwelier, zum Doktor - und niemand weiß, wer ich bin."

Bereits bei Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt im vergangenen Sommer verzweifelten die Paparazzi, weil sie Stars wie Sängerin Pink, Schauspielerin Zoë Kravitz oder Basketballspieler Steph Curry ganz einfach nicht erkannten. Im Herbst brachte Brad Pitt Essen im Truck zu Bedürftigen in L. A., ein Paparazzi-Pflichttermin - den alle verpassten, weil niemand sah, dass der Typ mit Maske am Steuer einer der berühmtesten Schauspieler der Welt war. Promi-Fitnesstrainer Dion Jackson sagt, dass er seine Kunden, zu denen Jennifer Lopez, Dustin Hoffman und Alicia Silverstone gehören, mittlerweile in den Hollywood-Hills-Parks oder am Strand in Form bringen könne. "Es ist schwieriger, die Leute zu erkennen", sagt Fotograf Randy Bauer: "Wir müssen sie nun anhand typischer Gesten oder der Stimme identifizieren."

Splash übrigens tanzt unter der bei Paparazzi oft ohnehin niedrigen Anstandslatte Limbo. Die Firma fotografiert Promis nicht nur, sondern verklagt sie sogar, sollten die es wagen, das Paparazzi-Foto von sich auf ihren eigenen Social-Media-Kanälen zu verbreiten. Der Footballstar Odell Beckham Jr. sollte 40 000 Dollar überweisen, Sängerin Jessica Simpson gar 150 000 Dollar. Herzogin Meghan dürfte also für Schadenfreude bei zahlreichen Promis in L. A. gesorgt haben, und sie bleibt im kollektiven Gedächtnis. Auffallen, irgendwie.

Es gibt nämlich Promis, die Paparazzi trotz Maskenpflicht gerne helfen und eine Einnahmequelle für sich entdeckt haben: Schauspielerin Busy Philipps bewirbt Masken der Designerin Lele Sadoughi, Jessica Alba die Eigenkreationen ihrer Firma Honest. Komiker Steve Martin dagegen hielt ein Schild mit seinem Namen hoch, damit ihn trotz Maske auch ja niemand verpasst. Eine Sache gibt es, die Promis noch weniger mögen, als erkannt zu werden: nicht erkannt zu werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: