Süddeutsche Zeitung

Panne im ZDF:Nur Verlierer beim Mittwochslotto

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Ein Lichtreflex sei Schuld daran gewesen, dass die Panne nicht sofort auffiel, sagt die Lottofee. Ein Einzelfall, beteuern Lotto und ZDF. Verhinderte Gewinner haben sich nach der Ziehungspanne vom Mittwoch bislang nicht gemeldet. Es würde ihnen auch wenig nützen.

Um 18.50 Uhr wirbeln Lottozahlen über den Fernsehschirm. Heike Maurer ist da, und die große transparente Kugel, die wie jeden Mittwoch Schicksal spielt. 19 - 23 - 29 - 37 - 42- 46, liest Maurer die Zahlen vor, untermalt von sphärischen Synthesizer-Klängen und dem Hüpfen der Kugeln. Lottofee Maurer wird später sagen, das Licht müsse sich seltsam widergespiegelt haben im ZDF-Studio.

"Wir haben alle da hingeguckt, aber offensichtlich müssen Lichtreflexe dagewesen sein, die verhindert haben, dass es uns aufgefallen ist", sagt Maurer nach der historischen Panne. Direkt nach der Liveübertragung am Mittwoch sind der Leiter des Ziehungsteams, Dirk Martin, und eine Aufsichtsbeamtin aus Sachsen (jede Woche entsendet für diesen Job ein anderes Bundesland Mitarbeiter der Innen- oder Finanzministerien nach Mainz) noch einmal zu dem Gerät gegangen und haben ihre Aufzeichnungen mit den Zahlen verglichen, die in den Glaszylindern der Maschine liegen. Doch der Schreck ist groß: Zwei Kugeln haben es gar nicht erst in die Maschine geschafft, waren also von der Zufallsauswahl ausgeschlossen. Die Ziehung ist ungültig.

"Eigentlich hat so ein Ziehungsleiter erst dann richtig zu tun, wenn etwas schiefgeht", erläutert Clemens Buch von der zuständigen Organisation Lotto Rheinland-Pfalz. "Ein technischer Defekt, der so noch nie vorgekommen ist und so auch nicht abzusehen war", sagt der Mann, der an diesem Mittwoch richtig zu tun bekam, Ziehungsleiter Martin. Er war wie jede Woche mit zwei Assistenten im ZDF-Studio, von denen einer auf den Knopf drückte, der die Ziehungsmaschine per Fernbedienung in Gang setzt. Der andere saß mit im Regieraum des Senders. Insgesamt sind bei einer Lotto-Ziehung etwa 15 Personen zugegen.

Das Pannen-Gerät wird nun überprüft. "Jetzt wird alles auf den Kopf gestellt", sagt Lottosprecher Buch. Beim ZDF hat man ein Ersatzgerät bereit, Buch vermutet dasselbe für die Kollegen beim Hessischen Rundfunk, die in der ARD die Samstagsziehung abhalten. Die Lottomaschinen stammen von einer kleinen Firma im Saarland, dort werden die Geräte einmal im Jahr gewartet. Etwa Ende November seien die Maschinen zuletzt zur technischen Überprüfung dort gewesen, sagt Buch. Die Lottokugeln werden einmal im Jahr beim Eichamt überprüft.

Falls sich jemand schon über einen Sechser im Lotto gefreut haben sollte, war diese Euphorie von kurzer Dauer: Schon etwa eine Viertelstunde nach der Ziehung wurde in der heute-Sendung verkündet, dass etwas schiefgelaufen sei. Bei ihnen habe sich bislang kein verhinderter Gewinner gemeldet, sagt Buch. Weiterhelfen würde das dem Pechvogel ohnehin nicht: Entschädigungen sind im Fall einer fehlerhaften Ziehung nicht drin. "Es gab ja keine Gewinner, da die Ziehung ungültig war", erläutert Buch.

Fast pannenfreie Geschichte

Es ist der erste Fall dieser Art in der fast 60-jährigen Geschichte der Lottoziehungen. Zwar verlas ARD-Lottofee Franziska Reichenbacher 2005 schon einmal die falsche Zusatzzahl, 2002 wurde die Ziehung der Lottozahlen am Mittwoch wegen eines technischen Defekts unterbrochen. 1999 war bei der Ziehung zum "Spiel 77" bei der letzten Ziffer noch im Mischbehälter die Kugel mit der "6" zerbrochen, kurz bevor die "9" gezogen wurde. Und schon im Mai 1984 hatte beim Mittwochslotto im ZDF die Lostrommel versagt. Der Glaskörper, durch den Zahlenbälle per Luftdruck geblasen werden, wollte einfach die sieben Kugeln nicht herauslassen.

Das Mittwochslotto ging zum ersten Mal am 28. April 1982 auf Sendung. Weil ein Lottokästchen dabei deutlich weniger kostete als beim Samstagslotto, wurde es zunächst als "Billig- oder Hausfrauenlotto" belächelt. Inzwischen ist es aber neben der Samstags-Ziehung zu einem festen Termin im Lotto-Alltag vieler Spieler geworden.

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