Süddeutsche Zeitung

Luftfahrt:Privatjet stürzt in die Ostsee

Eine Maschine fliegt von Spanien aus über den halben Kontinent und stürzt dann ab, womöglich nach Druckproblemen im Cockpit. Von den Insassen fehlt jede Spur.

Ein Privatflugzeug auf dem Weg von Spanien nach Köln ist am Sonntag bis über die Ostsee geflogen und dort vor der Küste Lettlands ins Meer gestürzt. Die Luftwaffe bestätigte den Absturz der Maschine auf Twitter. Zuvor war jeglicher Kontakt zu dem Flieger abgerissen. Laut der spanischen Zeitung El País ist eine deutsche Familie an Bord gewesen: ein älterer Mann, seine Frau, die Tochter des Paares und ein Mann in deren Alter. Der Familie soll die Maschine gehört haben.

Von den vier Insassen fehlt nach wie vor jede Spur. Nach Angaben des lettischen Seerettungskoordinationszentrums entdeckten Einsatzkräfte bei der nächtlichen Suchaktion ein Wrack und Trümmerteile im Meer. Bis zum Montagmorgen seien aber noch keine Passagiere gefunden worden, sagte Behördenleiter Peteris Subbota im lettischen Fernsehen. Das Wrack soll nun in die Hafenstadt Ventspils gebracht werden. Die Suchaktion findet Subbota zufolge derzeit in einem sechs mal sechs Kilometer großen Gebiet statt. Die Ostsee sei an dieser Stelle etwa 60 Meter tief. Dass der genaue Ort und Zeitpunkt des Unfalls bekannt sind, erleichtere die Suche. Wie die schwedische See- und Flugrettungszentrale mitteilte, werden die lettischen Retter von Einsatzkräften aus Estland und Litauen unterstützt.

Ersten Erkenntnissen zufolge ist der Pilot vor dem Absturz womöglich bewusstlos geworden. Ein Experte für Luftsicherheit, Hans Kjäll, sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT, Druckprobleme könnten dazu geführt haben, dass die Passagiere das Bewusstsein verloren hätten. Das Flugzeug sei in einer Höhe von etwa 11 000 Metern unterwegs gewesen, wo der Luftdruck niedrig sei. Komme es in solch einer Höhe zu einem Druckabfall, könne man schnell bewusstlos werden, sagte Kjäll.

Mehrere Kampfjets steigen auf

Bei dem Flugzeug handelte es sich um eine Cessna 551, wie die schwedische Zeitung Dagens Nyheter berichtete. Nach Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA war der Jet in Österreich registriert und auf ein deutsches Unternehmen zugelassen. Die Maschine flog über die Insel Rügen hinaus, gelangte in den schwedischen Luftraum, flog südlich von Gotland und setzte ihren Geisterflug weiter in Richtung Rigaischer Meerbusen fort. Dann stürzte sie ins Meer. Eigentlich hätte das Flugzeug am frühen Abend auf dem Flughafen Köln-Bonn landen sollen.

Bild berichtete, die Maschine habe nach dem Start im südspanischen Jerez Druckprobleme in der Kabine gemeldet. Flugzeuge verschiedener europäischer Länder waren im Streckenverlauf zu der Cessna 551 aufgestiegen, um die Lage zu überprüfen. Sie hätten jedoch keine Erkenntnisse gewinnen können. Kontaktversuche seien fehlgeschlagen. Ein dänischer Kampfjet habe das Flugzeug dann weiter begleitet, berichtet Bild, und mitbekommen, wie die Maschine vor Lettland ins Trudeln geriet und abstürzte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5651029
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/saul/tobu/zaa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.