Ein Raum, ein Mann, ein riesiger Stein: 19 Tage lang war Mikes Poppe mit dem Fuß an einen Marmorblock gekettet und versuchte, sich mit Hammer und Meißel zu befreien. Alles für die Kunst, versteht sich. Die Aktion ist Teil der Ausstellung "Het Vlot" (Das Floß) im belgischen Ostende. Eigentlich wollte der Künstler damit die "Einsamkeit und Entfremdung des Lebens" erforschen. Im erfolgreichen Fall hätte Poppe es ganz einsam und allein geschafft, sich selbst loszumeißeln - doch soweit kam es leider nicht.
Mehr als zwei Wochen lang lebte er in dem Raum im Gerichtsgebäude von Ostende, aß, schlief und wusch sich dort. Hin und wieder sahen ihm ein paar Kunstinteressierte bei der Performance zu. Am Mittwoch musste dann ein Mann mit einem Winkelschleifer anrücken und die Kette am Fuß des Künstlers durchtrennen, weil Poppe alleine nicht weiter kam.
Seine Augen waren zwar sichtlich gerötet, um eine künstlerische Interpretation war er dennoch nicht verlegen: "Dieser Block ist ein Stück Kunstgeschichte. Ich versuchte, mich zu befreien. Ich musste feststellen, dass dies nicht möglich ist - sich von der Kunstgeschichte zu befreien. Es ist eine Last, die ich immer tragen muss. Das ist die symbolische Bedeutung des Marmors", sagte Poppe.
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Mit der Aktion wollte er "durch Emotionen und Poesie nach Hoffnung und Verzweiflung suchen", sagte er im Interview nach seiner Befreiung. Auch wenn der Ausgang womöglich nicht Poppes eigentlicher Idee entsprach - das Publikum zeigte sich begeistert und klatschte dem Künstler Beifall als der niedergeschlagen wartete, dass der Mann mit dem Winkelschleifer endlich fertig wurde.