Süddeutsche Zeitung

Osten der USA:Mehr als eine halbe Million Haushalte ohne Strom

"Snowmageddon" nennen die US-Medien den aktuellen Wintereinbruch. Vor allem im Süden der USA bringen Schnee und Eis die häufig marode Infrastruktur zum Erliegen. Mehr als 20 Menschen sollen bereits ums Leben gekommen sein - ein besonders tragischer Unfall ereignete sich in New York.

Pat McCrory, der Gouverneur von North Carolina richtet eine ernste Warnung an seine Bürger: "Wenn Sie an einem warmen Fleck und in Sicherheit sind, dann bleiben Sie dort. Wir wollen keine weiteren Todesfälle".

Mindestens 21 Menschen sind Medienberichten zufolge durch den neuen Schneesturm getötet worden. Die meisten von ihnen seien bei Verkehrsunfällen gestorben. Ein besonders tragischer Vorfall hat sich in New York ereignet: Eine schwangere Frau wurde auf einem Parkplatz von einem Schneepflug angefahren, als sie gerade Einkäufe aus ihrem Auto lud. Die 36-Jährige erlag ihren Verletzungen. Ihr Baby konnte in einer Notoperation per Kaiserschnitt gerettet werden, es schwebt aber in Lebensgefahr.

Andere Bürger kamen bei Autounfällen ums Leben, wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen oder erlitten beim Schneeschaufeln einen Herzinfarkt, wie die Zeitung USA Today berichtet.

Vielerorts fielen im Südosten des Landes mehr als 30 Zentimeter Neuschnee, der die Straßen in Rutschbahnen verwandelte. Die Großstädte Raleigh und Charlotte im Bundessstaat North Carolina etwa glichen angesichts der vielen liegengebliebenen Fahrzeuge einem einzigen Parkplatz.

Vor allem in den südlichen Bundesstaaten der USA sind die Bürger kaum auf Schnee und Eis eingestellt. Die Medien überschlugen sich am Donnerstag angesichts der eintreffenden Unwetter-Nachrichten mit immer neuen Superlativen. In Anlehnung an den Katastrophenfilm Armageddon wurde der Sturm häufig als "Snowmageddon" bezeichnet.

Hunderttausende Haushalte ohne Strom

Über Nacht setzte der Schneefall auch in Washington ein, das öffentliche Leben dort kam weitgehend zum Erliegen. Die Schulen in der Hauptstadt und im benachbarten Bundesstaat Maryland blieben geschlossen, Behörden und viele Firmen gaben ihren Angestellten schneefrei. Mehrere im Senat geplante Anhörungen wurden annulliert, die tägliche Pressekonferenz im Weißen Haus fiel aus.

Der New Yorker Bürgermeister De Blasio stand schwer in der Kritik, weil er in seiner Stadt die Schulen geöffnet ließ. Millionen Arbeitnehmer seien darauf angewiesen, ihre Kinder an einem sicheren Ort versorgt zu wissen, wies er die Vorwürfe zurück. "Wir schließen die Schulen erst, wenn es gar nicht mehr geht", sagte er.

Dem Nachrichtensender CNN zufolge waren mehr als 770 000 Haushalte ohne Elektrizität, weil Schnee und Eis die in den USA sehr häufig überirdischen Stromleitungen zum Einsturz brachten. Nach Angaben des Pentagons waren mehr als 2300 Nationalgardisten im Einsatz, die Katastrophenschutzbehörde unterstützte mehrere Bundesstaaten beim Krisenmanagement.

Die Kaltfront beeinträchtigte auch den Luftverkehr, besonders betroffen waren die Großflughäfen von Atlanta, Philadelphia, Washington und New York. Schon am Mittwoch waren nach Angaben der Webseite flightaware.com landesweit mehr als 3700 Flüge ausgefallen, am Donnerstag wurden mindestens 6300 Verbindungen gestrichen.

Und die Gefahr dauert an: Am Wochenende soll es erneut schneien. Alles in allem seien CNN zufolge 100 Millionen Amerikaner von den Wetterkapriolen betroffen. Das Schlimmste ist den Meteorologen zufolge aber überstanden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1888458
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
AFP/dpa/olkl/sks
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.