Süddeutsche Zeitung

Osnabrück:Kein Strom und kein Warmwasser seit zwei Wochen

  • In Osnabrück haben die 40 Mietparteien eines Hauses in einem wohlhabenden Viertel seit zwei Wochen keinen Zugang zu Strom und warmem Wasser.
  • Dass Haushalten der Strom abgestellt wird, kommt einem Bericht der Bundesnetzagentur zufolge immer häufiger vor - meist, wenn Zahlungen ausbleiben.
  • Die Ursache in Osnabrück soll aber ein "sehr sehr seltener Schaden" im Haus sein.

Von Thomas Hahn, Osnabrück

Kleine Schneeflocken wehen um die Mauern von Osnabrück-Wüste. Es ist kalt und trübe. Und auch die Bewohner der Rehmstraße 121 würden jetzt sicher gerne die Behaglichkeit ihrer Wohnungen genießen. Aber das geht nicht. Kein Strom. Kein warmes Wasser. Seit zwei Wochen schon. Für die 40 Mietparteien des Hauses ist der Winter gerade ungemütlicher, als sie sich das je hätten denken können in ihrer Stadtteil-Idylle. Warum?

Es kommt immer häufiger vor, dass Haushalten der Strom abgestellt wird. Das konnte man vor einigen Wochen dem Entwurf eines Monitoring-Berichts entnehmen, den die Bundesnetzagentur zum Strommarkt angefertigt hatte. Demnach haben Stromversorger 2017 insgesamt 344 000 Haushalten in Deutschland den Dienst verweigert, etwa 14 000 mehr als 2016. Eigentümer reichen die Zahlungen nicht weiter, Mieter haben zu wenig Geld - wenn kein Strom und kein Warmwasser mehr fließt, ist das sehr oft das Symptom für soziale Probleme.

Aber der Fall in Osnabrück ist ganz anders. In Wüste lebt eher der gehobene Mittelstand, der mit Stromrechnungen normalerweise keine Probleme hat. Selbst erfahrene Mietrechtler sind überrascht. "In dem Ausmaß habe ich das noch nicht erlebt", sagt Carsten Wanzelius, Geschäftsführer des Osnabrücker Mietervereins.

Rohrbruch war offenbar eine zu optimistische Diagnose

Über die Einzelheiten kann gerade keiner so richtig Auskunft geben. Wanzelius nicht, weil sein Verein offiziell nicht befasst ist damit. Einzelne Mieter aus der Rehmstraße haben sich zwar schon bei ihm gemeldet, aber noch ist keiner der Betroffenen Mitglied. Und Michael Vogelwiesche, Geschäftsführer der zuständigen Hausverwaltungsgesellschaft ECD, könnte zwar etwas sagen, darf es aber nicht. Er verweist auf das "Konstrukt Wohnungseigentümergemeinschaft".

Die Wohnungen in der Rehmstraße verteilen sich auf viele Eigentümer. Vogelwiesche hat umzusetzen, was deren Versammlung beschließt. Was in der Eigentümerversammlung besprochen wird, darf er öffentlich nicht sagen. Nur so viel lässt er durchblicken: Ein "sehr, sehr seltener Schaden" sei die Ursache der Misere. Die Feuerwehr sprach erst von einem Rohrbruch, aber das war offenbar eine zu optimistische Diagnose. Vogelwiesche sagt, er habe so etwas noch nicht erlebt. Die Versicherung prüft. Ein Zweitgutachten sei abzuwarten.

Die Fenster des Hauses sind dunkel, in manchen sind die Gardinen zugezogen. Viele Mieter seien woanders untergekommen, heißt es. Andere sollen in der Kälte geblieben sein. Was tun? "Eigentümerrecht prallt auf Mieterrecht", sagt Wanzelius und ist gespannt, welche Folgen der Fall für die Eigentümer haben wird. Der Mietwert liege im Grunde gerade bei Null. "Die gesamte Gebrauchstauglichkeit ist bei den Temperaturen aufgehoben." Wenn Strom und Warmwasser wieder fließen, dürfte es ein Nachspiel geben.

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SZ vom 31.01.2019/moge
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