Oscars:Ohrfeigen und andere Verfehlungen

Oscars: Szene in Berlin: Auch in der Straßenkunst hat sich der Vorfall vom vergangenen Sonntag bereits niedergeschlagen.

Szene in Berlin: Auch in der Straßenkunst hat sich der Vorfall vom vergangenen Sonntag bereits niedergeschlagen.

(Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP)

Die Oscar-Akademie hat ein Disziplinarverfahren gegen Will Smith eingeleitet. Könnte es weitere Konsequenzen für den Schauspieler geben? Hinweise liefert der Umgang mit früheren Skandalen.

Von Alexander Menden

Die Ohrfeige, die der Schauspieler Will Smith bei der Oscarverleihung am vergangenen Sonntag dem Komiker Chris Rock versetzte, sorgt bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) weiter für große Unruhe. Das AMPAS-Direktorium tagte am Mittwoch und teilte danach mit, dass man ein Disziplinarverfahren gegen Smith wegen Verstößen gegen die Verhaltensregeln der Academy eingeleitet habe.

"Die Dinge haben sich in einer Weise entwickelt, die wir nicht vorhersehen konnten", erklärte das Direktorium. "Wir möchten klarstellen, dass Mr. Smith gebeten wurde, die Veranstaltung zu verlassen, und sich weigerte, aber wir erkennen auch an, dass wir die Situation anders hätten handhaben können." Die Schauspielerin Whoopie Goldberg, die im AMPAS-Direktorium sitzt, hatte bereits in der Fernsehsendung "The View" gesagt, es habe am Sonntagabend eine Zeitlang Unklarheit darüber geherrscht, ob man Smith nach dem Vorfall aus dem Auditorium entfernen solle. Man habe sich dann aber dagegen entschieden: "Dann wäre eine 15- bis 20-minütige Erklärung nötig gewesen, warum wir einen schwarzen Mann aus dem Programm nehmen, und das fünf Sekunden, bevor verkündet wird, ob er einen Oscar gewonnen hat oder nicht", so Goldberg.

Derweil steht die Frage im Raum, ob Smith als bestem Hauptdarsteller der Oscar nach einer eingehenden Prüfung des Vorfalls wieder aberkannt werden könnte. Einen Hinweis auf die möglichen Folgen für den Schauspieler gibt der Umgang der Academy mit früheren Skandalen. So wurde dem ehemaligen Produzenten Harvey Weinstein im Jahr 2017 die AMPAS-Mitgliedschaft entzogen, nachdem zahlreiche Frauen ihm sexualisierte Gewalt vorgeworfen hatten. Der Weinstein-Fall führte dazu, dass die Academy im gleichen Jahr einen neuen Verhaltenskodex verabschiedete, in dem es heißt: "In der Academy ist kein Platz für Menschen, die ihren Status, ihre Macht oder ihren Einfluss in einer Weise missbrauchen, die gegen anerkannte Standards des Anstands verstößt."

Harvey Weinstein durfte alle seine Oscars behalten

Diesem Kodex gemäß wurde auch dem polnischen Regisseur Roman Polanski und dem Komiker Bill Cosby die Mitgliedschaft aberkannt. Polanski war wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen verurteilt worden, Cosby wegen sexueller Nötigung zu zwei Jahren Gefängnis (er kam im vergangenen Jahr jedoch wegen eines Verfahrensfehlers vorzeitig frei). Allerdings ist bisher weder Polanski der Oscar entzogen worden, den er 2003 für "Der Pianist" erhielt - knapp 30 Jahre nach seiner Verurteilung -, noch musste Weinstein die 81 Oscars zurückgeben, die seine ehemaligen Produktionsfirmen angehäuft hatten. Den Oscar für den besten Film, der ihm 1999 als Produzent von "Shakespeare in Love" direkt verliehen wurde, darf er bis auf Weiteres ebenfalls behalten.

Ein früherer Fall von Gewaltandrohung während einer Oscarverleihung hatte keine Folgen: Im Jahre 1973 mussten Sicherheitsleute den Western-Star John Wayne zurückhalten, der versuchte, die Aktivistin Sacheen Littlefeather zu attackieren. Littlefeather sprach auf der Bühne im Namen von Marlon Brando, der als bester Schauspieler seinen Preis ablehnte, um stattdessen den Anliegen der amerikanischen Ureinwohner eine Bühne zu bieten.

Der von Will Smith geohrfeigte Komiker Chris Rock hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet. Am Mittwochabend bei einem Auftritt in Boston sagte er, er sei noch immer dabei, den Oscar-Vorfall zu "verarbeiten", und wolle ihn zu einem späteren Zeitpunkt ansprechen. "Das wird ernst und lustig sein", so Rock laut dem Fachblatt Variety.

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