Mode bei den Oscars:Volle Kraft voraus!

Mode bei den Oscars: Eigentlich galt es die Knie zu bedecken, Kristen Stewart hielt sich daran so gar nicht.

Eigentlich galt es die Knie zu bedecken, Kristen Stewart hielt sich daran so gar nicht.

(Foto: Jae C. Hong/dpa)

Kristen Stewart in Shorts, Timothée Chalamet ohne Hemd: Der rote Teppich hatte dieses Jahr wenig zu bieten, also mussten die Oscars es rausreißen. Aber schaffen sie das auch?

Von Silke Wichert

Zurück im alten Dolby-Theater, eine gefühlt endlose Liste an angekündigten Stars, endlich wieder das übliche Rote-Teppich-Prozedere - aber wenn alles so normal wirkt, soll doch bitte niemand gleich vor Glück freidrehen. Also wurden die Gäste angeblich von der Academy gebeten, bitteschön die Knie zu bedecken (Frauen) und klassische Smokings statt der zuletzt manchmal etwas wilden Farbwahl (Männer) zu tragen. Netter Versuch. Die meisten Nominierten, Presenter oder sonst wie geladenen Gäste ignorierten die Ansage geflissentlich.

Bei den Oscars gab es also: Regelbrüche, wo man hinschaute, viel Farbe, nicht mehr so viele nackte Bäuche, dafür aber eben ein paar unbedeckte Knie. Ein bisschen Action im Red-Carpet-Genre war ja auch dringend nötig gewesen, die bisherige Award-Saison verlief kleidermäßig so mau wie noch nie. Anfang des Jahres waren wegen Omikron kaum Stars unterwegs, dann wurden die Golden Globes als private Veranstaltung abgehalten. Das ist für die, die sich an guten und noch lieber an schlechten Kleidern abarbeiten, ein bisschen langweilig, für die großen Designermarken eine mittlere Katastrophe. Bei den Oscars werden schließlich, trotz stetig fallender Einschaltquote, immer noch legendäre Bilder von unschätzbarem Werbewert geschaffen. Also: Volle Kraft voraus!

Mode bei den Oscars: Wurde als beste Hauptdarstellerin geehrt - und trug ein tolles Kleid: Jessica Chastain.

Wurde als beste Hauptdarstellerin geehrt - und trug ein tolles Kleid: Jessica Chastain.

(Foto: John Locher/AP)

Viele Frauen setzten auf klassischen Hollywood-Glamour. In der guten Version etwa bei der späteren Oscar-Gewinnerin Jessica Chastain mit Farbverlauf und goldenem Bustier. In der eher schlechteren bei der früheren Gewinnerin Lupita Nyong'o. Gold für die Oscars? Puh.

Mode bei den Oscars: Gold wie ein Oscar: Lupita Nyong'o.

Gold wie ein Oscar: Lupita Nyong'o.

(Foto: Valerie Macon/AFP)

Ebenfalls wenig bahnbrechend: Rot auf dem roten Teppich als einer der großen Trends bei Kirsten Dunst, Ariana DeBose und Tracee Ellis Ross. Die letzteren beiden fielen zudem mit sehr denkwürdigen Ausschnitten auf. Aber mit den Auftritten von Will Smith (er verpasst Komiker Chris Rock eine Ohrfeige, nachdem dieser einen Witz über Smiths Frau gerissen hatte) mussten so viele andere Momente ausgeblendet werden, da waren DeBose, Ross oder auch Venus Williams und ihr Dekolleté wirklich das geringste Problem.

Mode bei den Oscars: Kam ohne Hemd, bei den Oscars ein Novum: Timothée Chalamet.

Kam ohne Hemd, bei den Oscars ein Novum: Timothée Chalamet.

(Foto: John Locher/AP)

Für die deutlichsten Hingucker des Abends sorgten Kristen Stewart in sehr kurzen schwarzen Shorts und sehr weit aufgeknöpftem weißen Hemd sowie Timothée Chalamet, der zum kurzen Glitzerblazer und schmalen Hosen einfach mal ganz ohne Hemd kam. In einer italienischen Disco würde er damit kein Stück auffallen, bei den Oscars dagegen war der Look tatsächlich ein Novum.

Mode bei den Oscars: Gewannen den Oscar für den besten Song: Billie Eilish und ihr Bruder Finneas O'Connell.

Gewannen den Oscar für den besten Song: Billie Eilish und ihr Bruder Finneas O'Connell.

(Foto: Chris Pizzello/AP)

Ebenfalls unübersehbar war Billie Eilish, die eine schwarze - ja was eigentlich trug. Kleid? Jumpsuit? Schwarze Gewitterwolke? Man glaubte, da unten Hosen erkannt zu haben, aber hier war einfach zu viel ungeordneter Stoffballen am Körper drapiert. Und ausgerechnet damit wird sie bis in alle Ewigkeit bei ihren Eltern auf dem Kaminsims stehen, weil sie und ihr Bruder jetzt ja tatsächlich Preisträger sind.

Mode bei den Oscars: Kam als einer der wenigen mit blau-gelbem Einstecktuch: Jason Momoa.

Kam als einer der wenigen mit blau-gelbem Einstecktuch: Jason Momoa.

(Foto: Jordan Strauss/dpa)

Im Vorfeld hatten sich viele gefragt, wie die Stars wohl modisch auf den Ukraine-Krieg reagieren würden. Anstecker zu diversen Themen hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Benedict Cumberbatch kam also mit Ukraine-Pin, Samuel L. Jackson mit Ansteck-Schleife, Jason Momoa mit blau-gelbem Einstecktuch. Jamie Lee Curtis und andere trugen ein blaues Band mit der Aufschrift "WithRefugees". Das war es dann schon fast, was insgesamt ein bisschen wenig ist, aber das Thema wurde mit gelegentlich eingeblendeten Spendenaufrufen bei der Verleihung sowieso eher alibimäßig verhandelt.

Mode bei den Oscars: Zitat auf Sharon Stone: Zendaya mit weißer Bluse und langem silbernen Rock.

Zitat auf Sharon Stone: Zendaya mit weißer Bluse und langem silbernen Rock.

(Foto: Angela Weiss/AFP)

Das Rennen zum Trend des Abends machte, auch auf der Bühne gewannen in vielen Kategorien nicht die großen Favoriten, ein Außenseiter: die weiße Bluse beziehungsweise das weiße Hemd. Nicht nur bei Kristen Stewart, sondern auch bei Uma Thurman und Zendaya, die in der bauchfreien Version mit langem silbernen Rock von Valentino Couture kam, ein aktualisiertes Zitat auf Sharon Stones damals wirklich bahnbrechenden Auftritt 1996. Genau das, was Oscar-Fans lieben, kleine Verweise, subtile Hommagen. Oder Zoë Kravitz mit Audrey-Hepburn-Gedenk-Pony und in einer sehr schlichten, umso tolleren rosa Robe von Saint Laurent. Manchmal ist es ganz einfach, fantastisch auszusehen.

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