Tod von Bin Laden: Jäger auf vier Beinen:Partner mit kalter Schnauze

Bei der Kommandoaktion gegen Osama bin Laden soll auch ein Tier Teil der Truppe gewesen sein. Seit wann ist die US-Armee auf den Hund gekommen?

Tobias Dorfer

Hubschrauber fliegen über Abbottabad, etwa 60 Kilometer nördlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. US-Soldaten seilen sich aus der Luft ab. In der Nacht zum vergangenen Montag beendet die amerikanische Eliteeinheit Navy Seal Team Six das Kapitel Osama bin Laden. Bei einem Feuergefecht in seinem Geheimversteck wird der Führer des Terrornetzwerks al-Qaida erschossen.

Tod von Bin Laden: Jäger auf vier Beinen: Hund im Einsatz für die US-Armee: Auch bei der Operation gegen Osama bin Laden soll ein Vierbeiner im Einsatz gewesen sein.

Hund im Einsatz für die US-Armee: Auch bei der Operation gegen Osama bin Laden soll ein Vierbeiner im Einsatz gewesen sein.

(Foto: AFP)

Über den genauen Ablauf der "Operation Neptune's Spear" - "Geronimo" war der Codename für die Ergreifung oder den Tod Bin Ladens - gibt es nur wenig konkrete Fakten. US-Medien berichten, dass 80 Soldaten zu dem Team gehörten - über ihre Identität hüllt sich das Pentagon jedoch in Schweigen. Und das Kommandoteam soll tierische Unterstützung gehabt haben - durch einen Partner mit kalter Schnauze.

Das Pentagon hat den Einsatz eines Hundes zwar noch nicht bestätigt - doch die amerikanische Öffentlichkeit spekuliert bereits munter über den "Heldenhund von Abbottabad": Was genau war seine Aufgabe? Und welche Rasse hat der tierische Held?

Die feine Nase des Schäferhundes

Die New York Times will - unter Berufung auf ungenannte Quellen - aus dem Militär erfahren haben, dass es wahrscheinlich ein Belgischer oder Deutscher Schäferhund war, der für die US-Navy im Einsatz war. Qualifikation der Hunde für den Einsatz in Pakistan: ein ausgezeichneter Geruchssinn, Ausdauer, Geschwindigkeit, Kraft - und dazu Mut und bedingte Intelligenz. Ein weiterer Vorteil: Diese Schäferhunde könnten auch unter schwierigen klimatischen Bedingungen eingesetzt werden.

Hauptaufgabe der kampferprobten Vierbeiner ist es, Sprengstoff zu erschnüffeln. Eine Hundenase ist gründlicher im Aufspüren von Bomben, als es Menschen und technisches Gerät je sein können. Schon häufig hätten Hunde mit ihrem Spürsinn Leben von Soldaten gerettet, sagte ein Pentagon-Sprecher der New York Times. Beim Einsatz in Osama bin Ladens Geheimversteck könnten die Tiere beispielsweise Türgriffe auf Sprengstoff getestet haben, mutmaßt Major William Roberts, der in einem Trainingscenter in Texas Hunde auf ihre gefährliche Mission vorbereitet.

Die Nase der Hunde könnte jedoch nicht nur Bomben erschnüffelt haben. Auch im Aufspüren von Menschen sind die Vierbeiner ganz groß. Einige Bluttropfen oder ein Fußabdruck reichen schon aus, damit der Hund die Fährte aufnehmen kann.

Vierbeiner in Gummischühchen

Dass Militärhunde immer wichtiger werden, hat General David Petraeus, der Kommandeur der Isaf- und US-Streitkräfte in Afghanistan, bereits im vergangenen Jahr betont. "Die Fähigkeiten, die sie in den Kampf mitbringen, können durch Menschen und Maschinen nicht ersetzt werden", sagte Petraeus. Auch einen möglichen Fluchtversuch von Bin Laden hätten sie einfacher beenden können als Soldaten auf zwei Beinen: Ein Schäferhund ist doppelt so schnell wie ein Mensch.

Derzeit sind für das Pentagon etwa 2700 Hunde im Einsatz, alleine im Irak und Afghanistan sollen es 600 Vierbeiner sein. Und ihre Zahl soll in den kommenden Jahren weiter wachsen. Die Navy Seals haben der New York Times zufolge erst im vergangenen Jahr viel Geld ausgegeben, um die Vierbeiner mit dem neuesten Equipment auszurüsten: Wasserdichte Westen mit Infrarot- und Nachtsichtkameras hat das Militär für die Hunde angeschafft. Über einen kleinen Monitor können die Einsatzkräfte dann den Weg des Tieres verfolgen. Seine Befehle bekommt der Hund per Mikrofon. Insgesamt vier dieser Westen sollen das Pentagon 86.000 Dollar gekostet haben.

Ob die Bilder vom Einsatz in Abbottabad, die US-Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton in sicherer Entfernung im Weißen Haus sahen, ebenfalls von Hunde-Kameras stammen, ist nicht bekannt. Klar ist allerdings, dass für Osama bin Laden der Einsatz der Vierbeiner einen ganz besonderen Beigeschmack gehabt haben dürfte.

Denn im Islam gelten Hunde als unrein. In Großbritannien müssen Polizisten ihren Sprengstoff-Hunden deshalb Schühchen mit Gummisohlen anziehen, wenn diese sich durch eine Moschee schnuppern.

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