Orkan über Deutschland:Zittern vor "Andreas" Kraft

Andrea Stefan aus NRW verfolgt die Entwicklung des Sturmtiefs "Andrea" mit besonderer Sorge - sie gab ihm ihren Namen. Noch haben die Orkanböen nur stellenweise Schaden angerichtet, doch seinen Höhepunkt soll der Sturm erst am Mittag erreichen.

Seit Tagen verfolgt Andrea Stefan aus Sprockhövel im Ruhrgebiet jedes Detail über das Sturmtief, das gerade über Deutschland zieht: Sie ist die die Namenspatin von Orkantief Andrea - das war ein Geschenk ihres Freundes. "Ich werde immer aufgeregter, nicht dass Andrea so schlimm wird wie Kyrill", sagt die 34-Jährige. 47 Todesopfer hatte der Orkan im Januar 2007 in Europa gefordert und schwere Schäden verursacht. Zumindest bis Donnerstagmorgen gab es trotz der entsprechenden Warnungen kaum größere Schäden.

'Sturmtief' Andrea tobt sich über Deutschland aus

In Frankfurt wurden sicherheitshalber fast alle Beisetzungen abgesagt.

(Foto: dpa)

Den ersten Höhepunkt des Sturmtiefs erwarten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für den Vormittag. Vor allem im westlichen Bundesgebiet ist mit orkanartigen Böen und Gewittern zu rechnen. Der Seewetterdienst Hamburg hat am Donnerstagmorgen eine Sturm-Warnung für die deutsche Nordseeküste herausgegeben. An der Nordseeküste und auf Helgoland werden Böen mit einer maximalen Windstärke von zwölf (mehr als120 km/h) erwartet. Auf dem Brocken im Harz und auf den Alpengipfeln kann es sogar zu extremen Orkanböen mit Geschwindigkeiten von mehr als 140 Stundenkilometer kommen, auch im Flachland sind Sturmböen der Windstärke 9 oder 10 möglich.

Wie viele andere hofft auch Andrea Stefan, dass in ihrem Garten keine Bäume umstürzen. "Aber besondere Vorkehrungen habe ich keine getroffen", sagt die Mutter von fünf Kindern. Die Menschen wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Für Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern wurden starke Schneeverwehungen angekündigt.

Köln bereitet sich auf das erste Hochwasser des Jahres vor. Wegen des erwarteten kräftigen Regens werde der Pegelstand des Rheins weiter steigen, sagte der Leiter der Hochwasserschutzzentrale, Reinhard Vogt. In Frankfurt wurden vorsorglich fast alle vorgesehenen Beisetzungen abgesagt. "Bei Sturmböen von bis zu 100 Stundenkilometern besteht die Gefahr, dass Trauernde durch entwurzelte Bäume oder herabfallende Äste verletzt werden", sagte der Leiter der Friedhofsabteilung im Grünflächenamt, Thomas Linne. Angehörige seien verständigt worden.

Während ihr Tief langsam an Kraft zunimmt, klingelt bei Andrea Stefan ständig das Telefon: Seit Tagen rufen Freunde und Bekannte an und erkundigen sich nach dem Stand von Andrea. Auf Facebook veröffentlicht die Frau aus NRW Meldungen dazu. "Klar wünscht man sich, dass der Name bekannt wird, aber mit Toten und Verletzten soll er auch nicht in Verbindung gebracht werden", sagt Stefan. Die Patenschaft bekam sie von ihrem Freund. "Andere schenken sich Sterne, wir Tiefdruckgebiete", sagt sie. 199 Euro kostet so etwas, ein Hoch sogar 299 Euro. "Hochdruckgebiete bleiben länger, außerdem gibt es mehr Tiefs", erläutert eine Sprecherin des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin, das die Namen seit 1954 vergibt.

Andrea hatte sich mit ihrem Freund schon im vergangenen Jahr für ein Tiefdruckgebiet beworben. Doch damals hatte nur er Erfolg - und schaffte es prompt in die Schlagzeilen. Das Sturmtief Marc war im Februar 2011 für eine schwere Springflut im Norden Deutschlands mitverantwortlich und brachte Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern mit sich.

Wenn Andrea weitergezogen ist, ist erst einmal Entspannung in Sicht - allerdings nur kurz: Für die kommende Woche braut sich bereits das nächste Sturmtief zsuammen.

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