Biologie:Basler Zoo erwischt Orang-Utans beim Seitensprung

Biologie: Orang-Utan im Basler Zoo: Solche Affen könnten bald das Recht auf Leben sowie auf körperliche und geistige Unversehrtheit erhalten.

Orang-Utan im Basler Zoo: Solche Affen könnten bald das Recht auf Leben sowie auf körperliche und geistige Unversehrtheit erhalten.

(Foto: Torben Weber/dpa)

Ein Vaterschaftstest entlarvt: Die Tochter des Orang-Utan-Weibchens Maja stammt nicht von ihrem Partner Budi. Ein Anruf beim Zoo-Kurator über die Hintergründe.

Interview von Isabel Pfaff

Überraschung nach einem Vaterschaftstest: Im Basler Zoo hat sich herausgestellt, dass Orang-Utan-Weibchen eigene Wege in der Familienplanung gehen. Maja, 11, ist eigentlich die Partnerin von Budi, 14. Eine Speichelprobe hat nun aber gezeigt, dass der Vater ihrer Tochter Padma ein anderer ist - Vendel, 18, Bewohner des Nachbargeheges. Zoo-Kurator Adrian Baumeyer über die Hintergründe des Seitensprungs.

SZ: Herr Baumeyer, was hat Vendel, was die anderen Männchen nicht haben?

Adrian Baumeyer: Er ist größer und hat besonders ausladende Backenwülste, sein Gesicht gleicht einer mondförmigen Platte.

Darauf stehen Orang-Utan-Weibchen?

Ja. Sobald sie ihren Eisprung haben, suchen sie die Nähe eines Backenwülsters. So nennt man die Männchen, die dieses sekundäre Geschlechtsmerkmal ausbilden. In freier Wildbahn kommt auf zehn Weibchen ein Backenwülster. Er dominiert diese Orang-Utan-Gruppe, andere Männchen kommen da weniger zum Zug.

Wie Budi.

Genau. Wir haben zwar oft beobachtet, dass Maja sich mit Budi gepaart hat. Geklappt hat es aber mit Vendel.

Obwohl ein Gitter dazwischen war?

Unsere neun Orang-Utans leben in drei Gruppen. Das Gitter, das sie trennt, besteht aus horizontalen Stäben, zwischen denen je fünf Zentimeter Platz ist. Nicht viel, aber es reicht für eine Paarung.

Schwer vorstellbar.

Orang-Utans leben in Bäumen. Sie paaren sich im Liegen, im Sitzen, im Hängen - sehr unauffällig, auch wenn man von Menschenaffen etwas anderes erwarten würde.

Was kann ein Männchen wie Budi tun, um auch so attraktiv wie Vendel zu werden?

In einer Orang-Utan-Gruppe, wie wir sie hier im Zoo haben, kann es nur einen Backenwülster geben. Erst wenn der aus irgendeinem Grund verschwindet, wachsen bei einem anderen Männchen diese Wülste. Wie das genau funktioniert, weiß man nicht, man geht von einer hormonellen Steuerung aus. Aber: Die anderen Männchen zeugen durchaus auch Nachkommen.

Wie das?

Bei Orang-Utans haben die Weibchen wenig zu sagen bei der Paarung. Sie suchen zwar nach einem Backenwülster, wenn sie fruchtbar sind, aber wenn zufällig ein anderer Orang-Utan-Mann ihren Weg kreuzt, kann der sich eine Paarung auch erklauen.

Werden Sie jetzt die Gitter verstärken?

Nein, wir haben überhaupt nichts dagegen, wenn sich die Weibchen auch mit Männchen anderer Gruppen paaren. Unsere Orang-Utans sind alle genetisch kompatibel. Es hat uns in diesem Fall nur überrascht, weil wir Maja und Budi so oft haben kopulieren sehen.

Warum aber dann der Vaterschaftstest?

Wir müssen es einfach wissen. Wenn Padma geschlechtsreif ist, sollte sie sich natürlich nicht mit einem Verwandten paaren.

Was wird jetzt aus Maja und Vendel, dem heimlichen Liebespaar?

Manchmal mischen wir die Gruppen neu, vielleicht auch in diesem Fall. Wir achten darauf, was die Weibchen uns anzeigen: Wenn sie sich nur noch am Gitter aufhalten, dürfen sie in die andere Gruppe wechseln. Sie sollen selbst wählen, mit wem sie sich paaren. Beim Menschen ist das ja auch so.

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