Olympische Spiele in London:Ugandische Läufer geben religiösem "Kult" Schuld an verpasster Qualifikation

"Ich war so nah dran": Fünf ugandische Läufer könnten fast schon im Flugzeug nach London sitzen - wäre da nicht eine japanische Religionsbewegung namens "Happy Science". Ihretwegen hätten die Sportler die Qualifikation nicht geschafft, klagt der Leichtathletikverband in Kampala.

Happy Science heißt eine religiöse Bewegung, die in den achtziger Jahren in Japan entstand und die ihre Anhänger - wie der Name schon vermuten lässt - glücklich machen soll. Kreuzunglücklich sind dank Happy Science nun jedoch die ugandischen Läufer. Weil das Nationalstadion in Kampala durch eine Großveranstaltung der fröhlichen Spiritisten belegt war, mussten die potentiellen ugandischen Teilnehmer an den Olympischen Spielen in London ihre Zeittests an der Universität Makarere absolvieren - wo die Laufbahn uneben ist und professionelle Zeitmessgeräte fehlen.

Hätten die Qualifikationswettkämpfe für Hunderte Läufer im Nationalstadion stattgefunden, wäre mindestens fünf Athleten die Reise nach London sicher gewesen, heißt es vom ugandischen Leichtathletikverband. Die Läufer sind stinksauer. "Das heißt, wir müssen nochmal vier Jahre warten", sagte ein Sprinter der britischen BBC. "Ich bin sauer, weil ich mich qualifiziert hätte", meinte ein anderer. "Ich war so nah dran."

Offenbar war das Nationalstadion doppelt gebucht: einmal für die Olympia-Qualifikation und einmal für die Happy-Science-Veranstaltung, zu der Tausende Besucher kamen. Dass am Ende die japanische Glaubensbewegung den Zuschlag für die Stadionnutzung erhielt, lag womöglich, so rumort es in Kampala, auch an deren Finanzkraft.

Die Initiatoren des religiösen Treffens wiesen derlei Spekulationen entschieden zurück: Man habe die Örtlichkeit durch einen Drittanbieter gebucht, hieß es von Happy Science, und könne sich die Dopplung nicht erklären. Ebenso wehren sie sich gegen die allgemeine Skepsis, die ihnen entgegenschlägt. Evangelikale Pastoren in Uganda haben die Bewegung als "Kult" bezeichnet. "Menschen jeglichen ethnischen und religiösen Hintergrunds sind eingeladen, sich uns anzuschließen. Und sie sind frei zu gehen, wann immer sie gehen wollen", zitiert der britische Telegraph Brian Rycroft von Happy Science.

Einigen ugandischen Läufern bleibt noch eine letzte Chance: Sie können sich in der kommenden Woche bei den Afrikameisterschaften in Benin noch für die Spiele im Juli qualifizieren. Für alle anderen heißt es: warten. Und auf mehr Glück hoffen.

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