Süddeutsche Zeitung

Offenburg:300 Menschen beteiligen sich an Trauermarsch für getöteten Arzt

  • Vergangenen Donnerstag wurde ein Arzt in seiner Offenburger Praxis von einem Mann erstochen.
  • Hunderte Menschen haben sich in der Stadt versammelt, um des Getöteten zu gedenken.

Um des Arztes zu gedenken, der vergangene Woche in seiner Arztpraxis erstochen worden ist, sind am Mittwoch Hunderte Menschen durch die Stadt Offenburg gezogen. Am Startpunkt der Strecke, einer Flüchtlingsunterkunft, versammelten sich rund 130 Menschen. Im Laufe des Trauermarsches seien dann noch einmal doppelt so viele Menschen hinzugekommen. "Ich schätze zwischen 300 und 400 Personen", sagt Heribert Schramm, Koordinator der Flüchtlingshilfe Rebland, der den Marsch mit anderen organisierte. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf etwa 300. Vor der Praxis des 51-Jährigen blieben die Teilnehmer minutenlang schweigend stehen und legten Blumen und Kerzen nieder.

"Viele waren ja Patient bei ihm."

Der Arzt war vergangenen Donnerstag in seiner Praxis von einem Mann niedergestochen worden. Eine Arzthelferin wurde bei dem Angriff ebenfalls verletzt. Die Polizei nahm wenig später einen 26 Jahre alten Asylbewerber aus Somalia fest. Er sitzt unter Mordverdacht in Untersuchungshaft. Das Motiv der Tat ist noch immer unklar.

Die Teilnehmer des Trauermarsches distanzierten sich von Versuchen, aus der Tat politisches Kapital zu schlagen. "Es geht uns darum, in aller Stille und fernab aller politischen Ziele unsere Solidarität mit dem Opfer und seinen Angehörigen zu zeigen", sagte Schramm. Philipp Bürken, der sich ebenfalls an der Organisation des Marsches beteiligt hatte, sagte: "Wir wollen unsere Trauer und unser Mitgefühl ausdrücken und auch den Geflüchteten einen Raum dafür geben, viele von ihnen waren ja Patient bei ihm."

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