Österreich:Babyelefant ist Wort des Jahres

Babyelefant im Zoo von Pittsburgh

Ein Babyelefant in Pittsburg. In Österreich ist das Tier zum Symbol für den richtigen Abstand geowrden.

(Foto: Andrew Rush/dpa)

Im Seuchenjahr 2020 hat die Gesellschaft für deutsche Sprache "Corona-Pandemie" zum Wort des Jahres gekürt. Zum Glück ist das Siegerwort in Österreich ein wenig kreativer.

Gerade haben die Deutschen ihr Wort des Jahres gewählt: Der Gewinner ist "Corona-Pandemie" und damit ähnlich spektakulär wie der Satz "Klares Wasser ist klar". Zum Glück spricht man auch in anderen Ländern Deutsch, und nachdem die Österreicher nur drei Tage später auch eine Entscheidung in dieser wichtigsten aller Fragen getroffen haben, muss man mal wieder neidisch aufs Land der Paradeiser und Palatschinken blicken. Nach Gewinnerwörtern wie "Vollholler" (alternative Fakten) oder "Schweigekanzler" (Datenschutzgrundverordnung) setzte sich in diesem Jahr nämlich der "Babyelefant" gegen "Corona" durch.

Auch der kleine Elefant hat in diesem Seuchenjahr natürlich Corona-Bezug: Ein recht kreatives Aufklärungsvideo der österreichischen Bundesregierung (angeblich war zunächst auch eine Schildkröte im Gespräch) machte das etwa einen Meter lange Tier zum Sinnbild des Abstandhaltens, weiß doch jeder, wie groß so ein Babyelefant ist. "Das Wort hat mittlerweile Eingang in die Alltagssprache gefunden, vielfach mit einem Augenzwinkern", zitiert der ORF die Jury unter Leitung von Rudolf Muhr von der Gesellschaft für Österreichisches Deutsch (GSÖD) an der Uni Graz . Demnach entfielen die Hälfte der 7700 abgegebenen Stimmen auf das Wort.

Auf Platz zwei landete, analog zum Deutschen Gewinner, "Corona", auf Platz drei mit "verblümeln" erneut eine typisch österreichische Mixtur aus Niedlichem und Sonderbarem. Die Jury erklärte, verblümeln sei ein "ironisches Wortspiel mit dem Namen des derzeitigen Finanzministers Gernot Blümel in der Bedeutung 'beschönigen', 'idealisieren', 'für dumm verkaufen', aber auch 'beim Budget verrechnen'".

"Schleich di, du Oaschloch"

Zum Unwort des Jahres wurde in Österreich "Corona-Party" gewählt. Auch ein Favorit in Deutschland, dort wird aber erst im Januar darüber abgestimmt. Als rot-weiß-roter Spruch ist gekürt: "Schleich di, du Oaschloch", laut Jury die Aussage eines unbekannten Wieners am 2. November. Er soll diese Worte dem Terroristen nachgerufen haben, der in der österreichischen Hauptstadt vier Menschen tötete.

Selbst wenn es brenzlig wird, findet der Österreicher also die besseren Worte. Geholfen hat ihm das nicht: Das Land kämpft mit derzeit mit steigenden Coronazahlen und vor allem vielen Coronatoten, und Bundeskanzler Sebastian Kurz fiel zuletzt nichts Besseres dazu ein, als die Schuld den Migranten vom Westbalkan zuzuschieben.

Zum Glück hat Österreich nicht nur den Babyelefanten der Bundesregierung (die Kampagne, nicht Kurz), sondern auch Armin Wolf. Der ORF-Journalist unterbrach den Politiker zuletzt im Live-Interview mit dem simplen Satz: "Herr Bundeskanzler, ich unterbreche Sie ganz ungern, aber das stimmt so nicht." Auch das ist Österreichisch.

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