SZ-Kolumne "Bester Dinge":So lecker, Digga!

(Foto: dpa)

Zum 70. Geburtstag des "Österreichischen Wörterbuchs" wird im Nachbarland mal wieder vor schädlichen sprachlichen Einflüssen aus dem deutschen Ausland gewarnt. Zu Recht!

Von Martin Zips

Vom designierten Generaldirektor des Österreichischen Rundfunks, Roland Weißmann, war zuletzt immer wieder zu hören, er würde gerne die "Streaminglücke" schließen. Da bekam der im benachbarten Ausland wohnende ORF-Freund natürlich Angst. Muss man etwa bald bezahlen für die Nutzung der geliebten Ö1-Radio-App oder der ORF-Mediathek? Wird der ORF in Deutschland bald vielleicht nicht mehr zu empfangen sein? Das wäre schade, konnte der Deutsche doch nirgendwo besser seinen Sprachschatz erweitern als hier. "Supergrätzel", "delogieren", "Krispindl" - solche Ausdrücke waren im "so umständlich und träge gewordenen Deutschland" (das befand kürzlich sogar die Neue Zürcher Zeitung) sonst nirgendwo zu hören.

Zum 70. Geburtstag des bei Liebhabern der deutschen Sprache und ihrer alpenländischen Spielarten ebenfalls sehr geschätzten "Österreichischen Wörterbuchs" war jetzt in Wiener Medien zu lesen, dass sich das Österreichisch gerade sehr verändere. Schuld daran seien Medien, InfluencerInnen und StudentenInnen aus Deutschland, von denen die österreichische Jugend plötzlich so furchtbare Ausdrücke wie "lecker" oder "Digga" übernehme.

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Höchste Zeit, zum Gegenangriff überzugehen: Bitte keine "Streaminglücken" schließen, sondern mit eigenen Medien, InfluencerInnen und StudentInnen gegen die Umständlichkeit und Trägheit der deutschen Sprache ankämpfen! Ein Anfang ist schon gemacht, kürzlich durfte im "Heute Journal" der Kremser Politikwissenschaftler Peter Filzmaier sehr lecker anmerken, beim deutschen Wahlkampf habe es sich aus österreichischer Sicht eher um einen "Schlafkampf" gehandelt. Nicht unbedingt ein Austriazismus. Trotzdem leiwand.

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