Der einflussreiche russische Parlamentsabgeordnete Franz Klinzewitsch will seinem Land einen weiteren symbolischen Sieg über Adolf Hitler bescheren. 67 Jahre nachdem die Sowjetunion über den Diktator und Nazi-Deutschland triumphiert hat, strebt Klinzewitsch einen Coup an: Er will das Geburtshaus Hitlers im österreichischen Braunau kaufen - und es dann abreißen lassen.
Der 55 Jahre alte Klinzewitsch wolle die für den Kauf nötige Summe von etwa zwei Millionen Euro sammeln, sagte seine Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP in Moskau.
Schon vor seiner Machtübernahme 1933 hatte Hitler von "Lebensraum im Osten" gesprochen und die Zerstörung der Sowjetunion propagiert. Ab 1941 ließ der Diktator einen Vernichtungskrieg gegen den größten Flächenstaat der Welt führen. Sowjet-Diktator Stalin ließ den späteren Sieg über die deutschen Invasoren zum "Großen Vaterländischen Krieg" erklären, der nach wie vor auch im heutigen Russland jedes Jahr gebührend gefeiert wird.
Hardliner mit Hang zu radikalen Forderungen
Die nun angestrebte Hauszerstörung im fernen Oberösterreich dürfte demnach auch in der Staatsführung goutiert werden. Initiator Klinzewitsch sitzt nicht nur in der Staatsduma, er fungiert auch als Vorsitzender des Zentralrats der Partei Einiges Russland, die treu zu Präsident Wladimir Putin steht. Putin produziert selbst gerne durch spektakuläre Aktionen Schlagzeilen und ist auch dafür bekannt, nicht zimperlich zu sein.
Doch der Ex-Offizier Klinzewitsch vertritt mitunter Thesen, die noch radikaler und nationalistischer klingen: Mal fordert er die Wiedereinführung der Todesstrafe, dann schwadroniert er mit Blick auf den Westen davon, dass ausländische "Freunde" den Kaukasus destabilisieren wollen.
Die Zusammenarbeit mit dem von Machthaber Alexander Lukaschenko beherrschten Weißrussland will er ausbauen, wie die "Telegraphenagentur" des autoritären Staates auch in deutscher Sprache verkündete. Erst vor wenigen Monaten schlug Klinzewitsch vor, dass russische Wehrdienstverweigerer 13 Prozent ihrer Einkünfte an die Staatskasse abführen sollten - und zwar bis zum Rentenalter.
Nun also hat sich der Hardliner dem Projekt "Hitler-Haus" verschrieben. Und die Chance, die Immobilie zu erwerben, besteht: Das Gebäude, in dem Hitler am 20. April 1889 zur Welt kam, war in der Vergangenheit als Bibliothek, als Schule, als Bank und schließlich als Betreuungseinrichtung für Behinderte genutzt worden. Inzwischen aber gibt es in Österreich eine Debatte über die künftige Verwendung. Das kommt dem Klinzewitsch gerade recht.
Zuspruch bekommt der Armeeoberst außer Dienst sogar von der politischen Konkurrenz: Der kommunistische Abgeordnete Wadim Solowjew unterstützt die Idee. Alles was mit dem Andenken des Faschismus zu tun habe, müsse von der Erdoberfläche verschwinden, erklärte Solowjew der Tageszeitung Iswestija. Der Kommunist ist von dem Plan Klinzewitschs so begeistert, dass er sich auch monetär einbringen will: Solowjew sagte, er wolle mit seinen Parteigenossen an dem Hauskauf teilnehmen.