Zum Glück gibt Richard "Mörtel" Lugner immer zu Jahresbeginn eine Pressekonferenz, um zu verkünden, wen er diesmal zum Opernball mitbringt. Der "Staatsball", eines der größten Medienereignisse des repräsentativen Wien, wäre nichts ohne den Bauunternehmer a.D., und weil Lugner, 83, keinen rechten Überblick mehr hat über all die Damen (und bisweilen Herren), die er seit 1992 in die Wiener Oper ausgeführt hat, müssen Journalisten und einige Claqueure aushelfen. Brooke Shields soll es am 4. Februar sein, 50-jährige Schauspielerin und Produzentin, Ex-Kinderstar, dem Weltpublikum vor allem durch den Film "Die blaue Lagune" bekannt; dass Shields Deutsch spreche, mal in Salzburg gewohnt habe und viel größer sei als er, und dass sie anlässlich des Life-Balls schon mal in der österreichischen Hauptstadt gewesen sei - all das erfährt der staunende Lugner erst bei der Pressekonferenz selbst.
Zwar hält er die Autobiografie von Shields in die Kamera an diesem Morgen im Saal 10 seines Kinos in seinem Einkaufszentrum in seiner Stadt, räumt aber ein, dass er aus dem Buch "auch nur den Anfang und ein bisserl was in der Mitte gelesen" habe. Wurscht, viel wichtiger ist ihm, dass die Frau aus Hollywood im richtigen Alter sei - "nicht zu jung, denn dann sind sie zickig", und nicht zu alt und zu berühmt, dann haben sie "schnell Sonderwünsche". Mit Kim Kardashian etwa, die Lugner 2014 die Ehre gab, sei es "das reinste Chaos" gewesen.
Der Popo-Star ließ sich zwar, wie alle Gäste, auf Lugners Kosten und für ein ansehnliches Honorar einfliegen, hatte dann aber keine Lust auf das Programm und ließ sich kaum blicken. Häme und Spott waren dem Unternehmer gewiss, ebenso wie 2015, als er Elisabetta Canalis anschleppte, die niemand kannte, oder wie 2011 mit Ruby Rubacuori, Berlusconis Nymphe, die selbst ihm dann doch etwas zu halbseiden war.
Gegen Häme und Spott ist Lugner immun, aber dass der Plan nicht aufgeht und sein Geld fehlinvestiert ist, das soll ihm dieses Jahr nicht wieder passieren. Shields sei ein Profi, das habe er schnell erkannt, sagt der alte Herr, sie interessiere sich für Wien, habe bereits einen Coiffeur und eine Visagistin ausgesucht und klargemacht, dass sie am Flughafen nicht fotografiert werden wolle. Wer zahlt, schafft an, aber dafür hat er Verständnis, schließlich sei man nach einem Atlantikflug "ganz zerdrückt" und wolle auch mit 50 gut aussehen.
Richard Lugner sitzt angesichts dieser Aussichten gut gelaunt im grauen Seidensakko neben der aktuellen Gattin, Cathy "Spatzi" vormals Schmitz, die, obwohl ehemaliges Playmate, diesmal hochgeschlossen im schwarzen Rollkragenpullover kommt, und ist zuversichtlich: Diesmal gehe nichts schief. Keine Prügelei wie 2014, als Moderator Johannes B. Kerner Lugner-Gast Oliver Pocher auf dem Opernball besuchte, was in einer Prügelei zwischen zwei Begleitern endete, kein Abbruch einer Autogrammstunde wie 2007 mit Paris Hilton, die in Lugners Shopping-Mall beworfen wurde. Er persönlich habe keine cinematografischen Erinnerungen an Brooke Shields, sagt Lugner, weil er zwar ein Kino besitze, jedoch nicht ins Kino gehe. Aber: "Sie wird ein guter Gast sein."
Dann äußert sich der Wiener, der auch durch zahlreiche private Skandale und TV-Auftritte an immerwährendem Ruhm arbeitet, schnell noch zur Bundespräsidentenwahl, die in Österreich im April ansteht. Einer wie er könne dem Amt einen gewissen "Glamour" verleihen; sollte er daher ins Rennen gehen und gewählt werden, würde er zum nächsten Opernball Hillary Clinton einladen - von Präsident zu Präsidentin. Gattin Spatzi (Mausi, Hasi, Käfer, Bambi, Katzi und Kolibri waren als Spitznamen schon an frühere Gefährtinnen vergeben), soll aber auch nicht leer ausgehen. Sie ergreift daher selbstbewusst das Wort und stellt fest, es gehe nicht an, dass ihr Gatte immer mit Fremden tanzen dürfe auf dem Opernball, sie aber nicht. Deshalb habe sie auch einen Begleiter eingeladen. Wer das sein soll, wird nicht verraten. Eine Pressekonferenz dazu ist für die kommende Woche avisiert.