Ölkatastrophe im Golf von Mexiko:Ein Erfolg, der nicht reicht

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BP hat es im Golf von Mexiko geschafft, ein Drittel der an einem Tag austretenden Menge Öl abzupumpen - doch Tausende Liter strömen weiter ins Meer. Immer mehr Gewässer werden indes für den Fischfang gesperrt.

Kleine Erfolge, die nicht ausreichen: Der Trichter, den der Konzern BP auf dem Bohrloch im Golf von Mexiko befestigt hat, hat am ersten Tag etwa ein Drittel der Ölmenge, die aus der Öffnung strömte, aufgefangen und abgepumpt. Die restlichen zwei Drittel flossen weiterhin ins Meer. Präsident Obama warnte BP davor, bei der Entschädigung der von der Katastrophe betroffenen Menschen zu geizen.

Operation in 1600 Meter Tiefe: Mit "Top Cap" will BP das aus dem Bohrloch austretende Öl abpumpen. Im Bild ist die Abdeckung des Lochs zu sehen, am oberen Bildrand die Wolke aus austretendem Öl. (Foto: rtr)

Rund 950.000 Liter seien innerhalb der ersten 24 Stunden aufgenommen worden, sagte der Sonderbeauftragte der US-Regierung, Admiral Thad Allen. Die Menge solle noch gesteigert werden. Nach Allens Angaben könnte es Tage dauern, bis sich herausstellt, ob die Operation "Top Cap" die schlimmste Ölpest in der US-Geschichte zumindest eindämmen kann. Insgesamt flossen bisher bis zu drei Millionen Liter Öl täglich in den Golf von Mexiko. Am Donnerstag hatte der Ölkonzern BP mit Unterwasser-Robotern in rund 1600 Metern Tiefe den Trichter auf die gekappte Steigleitung des defekten Bohrlochs gestülpt.

US-Präsident Barack Obama, ansonsten chronisch optimistisch, hat vor Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Ölpest gewarnt. Zwar gebe es Fortschritte, wenigstens einen Bruchteil des ausströmenden Öls aufzufangen. Aber: "Es ist viel zu früh, um optimistisch zu sein." Zugleich griff Obama BP an. Einerseits mache der britische Ölriese zehn Milliarden Dollar Profit im Jahr, andererseits zeige er sich bei Schadensersatz-Zahlungen an US-Fischer kleinlich, sagte der Präsident bei einem Besuch im Krisengebiet. BP habe "moralische und rechtliche Verpflichtungen" im Zusammenhang mit den Schäden am Golf von Mexiko.

5000 Dollar pro Fischer

Der Präsident - der wegen der Ölpest selbst unter Druck steht - besuchte zum dritten Mal die Region, in der tausende Fischer keine Fangzüge mehr machen können. Er sprach von den Milliarden-Gewinnen des Konzerns, von der PR-Kampagne, die dutzende Millionen Dollar verschlinge. Dann redete er Tacheles: "Was ich nicht hören will, wenn sie für so etwas viel Geld ausgeben, ist, dass sie bei den betroffenen Fischern und kleinen Unternehmen hier am Golf auf jeden Cent achten."

US-Medien berichteten, Fischer in Louisiana hätten von BP bislang lediglich einen Scheck über 5000 Dollar bekommen. Dies sei aber viel zu wenig, es reiche nicht einmal, um die wichtigsten Kosten zu decken. Louisiana ist bisher am meisten von der Katastrophe betroffen.

Inzwischen haben die US-Behördenaber auch in weiteren Meeresgebieten mit einer Fläche von insgesamt fast 1500 Quadratkilometern den Fischfang verboten Betroffen seien nun auch Gebiete vor Florida. Damit dürfe in rund einem Drittel der Küstengewässer nicht mehr gefischt werden, teilten die Behörden mit. Es heißt, es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme.

BP versucht, mit seiner PR-Kampagne gegenzusteuern und das schwer beschädigte Image aufzupolieren. "We will get it done", heißt es in ganzseitigen Zeitungsanzeigen: "Wir werden es schaffen". Kleiner gedruckt heißt es dann: "Die Ölpest ist eine Tragödie, die niemals hätte passieren dürfen."

BP-Chef Tony Hayward sagte in einem Interview, er sehe trotz der anhaltenden Kritik keinen Grund für einen Rücktritt. "Es ist mir nicht in den Sinn gekommen", sagte Hayward dem Sunday Telegraph. Ein solcher Gedanke sei natürlich anderen Leuten durch den Kopf geschossen. Er denke jedoch nicht daran, zurückzutreten. Er verstehe aber die weit verbreitete Enttäuschung darüber, dass das Öl-Leck am Meeresgrund mehr als sechs Wochen nach der Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon noch immer nicht geschlossen werden konnte. Er selbst sei darüber auch wütend und enttäuscht.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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