Öl-Katastrophe:BP unter Druck - der Benzinpreis auch

BP will im Golf von Mexiko zwar mehr Öl auffangen, der politische Druck wird jedoch stärker: US-Abgeordnete fordern bis zu 20 Milliarden Dollar Schadensersatz. In Deutschland könnte derweil das Benzin teurer werden.

Acht Wochen nach dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko haben US-Politiker schwere Vorwürfe gegen BP erhoben. Der Öl-Konzern habe aus Kosten- und Zeitdruck mindestens fünf hochriskante Entscheidungen getroffen, die das Unglück ausgelöst haben könnten, heißt es in einem Brief zweier hochrangiger Abgeordneter an BP-Chef Tony Hayward.

Ölpest im Golf von Mexiko - ölverschmierter Strand

Politischer Druck auf BP: Während die Folgen der Ölpest wie hier an einem Strand in Alabama immer stärker sichtbar werden, erforscht der US-Kongress nun die Ursachen der Katastrophe.

(Foto: dpa)

Der Vorsitzende der Demokraten im Senat, Harry Reid forderte gegenüber dem BP-Chef Tony Hayward bis zu 20 Mi8lliarden Dollar Schadensersatz. Diesen Betrag solle der der Ölkonzern in einen Treuhandfonds einzahlen, der einem unabhängigen Sachwalter für die Kosten für die Beseitigung der Schäden und für Schadensersatzforderungen zur Verfügung stehen soll.

Probleme an Bohrinsel lange bekannt

Eine Prüfung interner BP-Dokumente und E-Mails habe ergeben, dass an Material gespart wurde und wichtige Sicherheitstests unterlassen wurden, zitieren US-Medien am Dienstag aus dem Schreiben. Insgesamt habe der Konzern durch diese Entscheidungen 7 bis 10 Millionen Dollar (5,7 bis 8,1 Millionen Euro) und einige Arbeitstage gespart, schreiben die Demokraten Henry Waxman und Bart Stupak. Sie leiten Ausschüsse des US-Kongresses, vor denen in dieser Woche Topmanager von BP und anderer Ölfirmen aussagen sollen, darunter am Donnerstag auch Hayward.

Es geht um die Frage, wer Schuld an der größten Ölpest in der US-Geschichte hat. Ihren Erkenntnissen zufolge hat BP zum Beispiel das Steigrohr in der Ölquelle nur mit 6 Stützen zentriert statt mit 21, wie es empfohlen sei. Dadurch könnte der Zement zum Abdichten des Bohrlochs aufgerissen worden sein. Auch habe der Konzern bis zu 10 Millionen Dollar sparen wollen, indem er sich für eine billigere Schutzhülle für die Quelle entschieden habe. Die Probleme mit der "Deepwater Horizon" seien bei BP lange vor der Katastrophe bekannt gewesen. Mehr als eine Woche vor der Explosion auf der Bohrinsel habe ein Mitarbeiter in einer E-Mail von einer "Ölquelle des Alptraums" gesprochen.

BP will mehr Öl auffangen, benzin wohl bald teurer

Die Menge an Öl, das der britische Ölkonzern BP im Golf von Mexiko täglich auffangen kann, soll nach Auskunft des Konzerns bald steigen. Derzeit würden laut BP täglich etwa 15.000 Barrel des ausgeströmten Öls an der Oberfläche gesichert. Diese Menge könne bis Ende Juni auf 40.000 bis 53.000 Barrel ausgeweitet werden. Das ist in etwa die Menge, die jeden Tag in dem Ozean landet. Bis Mitte Juli soll es sogar möglich sein, bis zu 80.000 Barrel aufzufangen - der Ölteppich könnte dann erstmals verkleinert werden.

Um dies zu stemmen, will der unter starkem Druck stehende Ölkonzern neue Ausrüstung bereitstellen, die auch besser mit Hurrikans zurechtkommt. Ein Teil des aufgenommenen Öls muss jedoch abgefackelt werden, weil keine Speicherkapazitäten vorhanden sind. Bis Mitte Juli soll die Kappe am Bohrloch durch ein größeres Modell ersetzt werden, dass bis zu 50.000 Barrel täglich auffangen kann. Dann sollen noch weitere Schiffe hinzukommen, die die zusätzliche Öl-Menge bewältigen können und auch besser für schweren Seegang geeignet sind.

Benzin bald teurer?

Trotz dieser neuen Maßnahmen garantierte BP nicht, das gesamte ausströmende Öl auffangen sowie den Ölteppich komplett beheben zu können. Dies sei frühestens im August möglich, wenn die Entlastungsbohrungen beendet würden. Seit dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April sind Millionen Barrel Öl ins Meer geströmt, insgesamt aufgefangen wurden bisher etwas mehr als 134.000 Barrel.

Die Auswirkungen der Ölkatastrophe werden jedoch auch bald an Deutschlands Tankstellen spürbar: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet einen deutlichen Anstieg der Benzinpreise. DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert sagte der Bild-Zeitung: "Es ist damit zu rechnen, dass der Ölpreis und auch die Benzinpreise aufgrund der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko spürbar steigen werden. Insbesondere deshalb, da die Ölförderung in der Tiefsee in Amerika ausgesetzt werden soll." Kemfert warnte vor einer weltweiten Energiekrise: "Ohne Tiefsee- Bohrungen wird in den kommenden Jahren die steigende Ölnachfrage nicht zu decken sein. Uns droht somit eine Energiekrise."

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