Oberster Gerichtshof in Italien:Berlusconi zahlte Schutzgeld an Cosa Nostra

In den siebziger Jahren verdiente die sizilianische Mafia viel Geld mit Entführungen reicher Norditaliener. Auch Berlusconis Familie wurde damals unter Druck gesetzt. "Auffällige Summen" seien damals geflossen, gibt der höchste Gerichtshof Italiens bekannt - womöglich über den Pferdepfleger.

Eigentlich - fast wäre man geneigt zu sagen: ausnahmsweise - ging es in dem Prozess gar nicht um Silvio Berlusconi selbst, sondern um den Sizilianer Marcello Dell'Utri, der für die Berlusconi-Partei Popolo della Libertà im Senat sitzt. Das italienische Kassationsgericht, die höchste juristische Instanz des Landes, kassierte bereits im vergangenen Monat zwei Urteile gegen Dell'Utri, der wegen Konspiration mit der Mafia-Organisation Cosa Nostra verurteilt worden war. Eher beiläufig wird der Cavaliere in der 146-seitigen Urteilsbegründung erwähnt: Er habe der sizilianischen Mafia seinerseits Schutzgeld bezahlt.

Berlusconi zahlte Mafia Schutzgeld

Hat nach Ansicht des obersten Gerichtshofs in Italien der Mafia Schutzgeld bezahlt: Ex-Premier Silvio Berlusconi.

(Foto: AFP)

In den siebziger Jahren entführten kriminelle Organisationen immer wieder Mitglieder reicher Familien aus dem Norden, um Lösegeld zu erpressen. Zu den prominentesten Fälle zählt der des Milliardärsenkels John Paul Getty III. Er wurde 1973 in Rom entführt. Um ihrer Lösegeldforderung Nachdruck zu verleihen, schnitten die Kidnapper Getty ein Ohr ab und schickten es an die Redaktion einer Zeitung. Nach fünf Monaten Gefangenschaft kam Getty schließlich nach Zahlung eines Lösegelds frei.

Auch der Medienmogul Berlusconi, der damals mit seiner ersten Frau und zwei kleinen Kindern in der Nähe von Mailand lebte, sei von der Cosa Nostra unter Druck gesetzt worden, heißt es in dem Gerichtsdokument: Den Schutz, den der Berlusconi-Clan von seiten der Organisation genoss, sei "nicht kostenfrei" gewesen. "Berlusconi übergab der Mafia auffällige Geldsummen."

Bevor Paolo Borsellino, Staatsanwalt aus Palermo, 1992 bei einem Attentat ums Leben kam, bezeichnete er Vittorio Mangano als Nummer Eins der Cosa Nostra in Norditalien. Bis Mitte der siebziger Jahre lebte just dieser Mangano (der später wegen Mordes verurteilt wurde und 2000 eines natürlichen Todes starb) auf Berlusconis Anwesen. Angeblich arbeitete er dort als Pferdepfleger. Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass er dort als Mittelsmann zur Mafia fungierte. Mangano habe sich damals "perfekt verhalten", hatte Berlusconi 2008 einmal gesagt. "Er lebte bei uns und begleitete meine Kinder zur Schule."

Berlusconi trat im November als Premierminister Italiens zurück und muss sich derzeit in fünf verschiedenen Verfahren vor Gericht verantworten, zumeist wegen Betrugs und Korruption. In dem aufsehenerregendsten Prozess rund um "Rubygate" und "Bunga Bunga" geht es darum, dass der 75-Jährige gegen Bezahlung mit einer Minderjährigen Sex gehabt haben soll.

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