O.J. Simpson:Simpson ist auf Kaution wieder frei

Der Ex-Footballspieler O.J. Simpson ist wieder frei - allerdings ohne seinen Pass und immer noch mit einer drohenden lebenslangen Gefängnisstrafe im Nacken. Dennoch war er nach der Anhörung "sehr erleichtert".

Der frühere Footballstar O.J. Simpson kommt nach dreitägiger Untersuchungshaft vorläufig wieder auf freien Fuß. Ein Richter in Las Vegas entschied am Mittwoch bei einer Anhörung, der 60-Jährige könne gegen eine Kautionszahlung von 125.000 Dollar (knapp 90.000 Euro) aus dem Gefängnis freikommen.

Er müsse aber innerhalb von 24 Stunden seinen Pass abgeben und dürfe die USA nicht verlassen.

Gegen Simpson, der noch am Mittwoch entlassen werden sollte, liegt eine Anklage wegen Entführung und bewaffneten Raubüberfalls vor. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

Simpson wurde in blauer Häftlingskleidung und Handschellen durch einen Tunnel in den Gerichtssaal geführt. Bei der Anhörung sollen auch Simpsons Freundin, seine Tochter und seine Schwester im Gerichtssaal gewesen sein.

Im Verlauf der zehnminütigen Anhörung äußerte sich Simpson nicht zu der Anklage. Auf die Fragen des Richters antwortete er knapp, höflich und mit rauer, kaum hörbarer Stimme. Simpson bestätigte auf Frage des Richters lediglich, dass er die Vorwürfe gegen ihn verstehe.

Ihm wurde außerdem untersagt, mit den Zeugen in dem Verfahren Kontakt aufzunehmen.

Die Anklage geht auf einen Vorfall aus der vergangenen Woche zurück, als Simpson in Las Vegas mit Freunden bei zwei Souvenirhändlern ins Zimmer stürmte und die Herausgabe von persönlichen Erinnerungsstücken erzwingen wollte.

Dem 60-jährigen O.J. Simpson wird vorgeworfen, die zwei Sammler von Football-Erinnerungsstücken in einem Hotelkasino festgehalten und beraubt zu haben. Zusammen mit mehreren anderen Männern betrat Simpson nach Darstellung der Staatsanwaltschaft das Zimmer der beiden Sammler unter dem Vorwand, ein Geschäft mit ihnen abschließen zu wollen.

Dort hielt er die beiden jedoch gegen ihren Willen fest. Einem der Sammler wurde das Mobiltelefon weggenommen, als er die Polizei anrufen wollte. Dabei soll einer der Eindringlinge auch eine Waffe gezogen haben.

Einer der beiden Sammler erlitt am Montag, einen Tag nach der Festnahme Simpsons, einen Herzinfarkt und wurde in eine Klinik nach Los Angeles gebracht. Simpson erklärte, er sei nicht bewaffnet gewesen und habe nur Gegenstände zurückbekommen wollen, die ihm gehörten.

"Wie bei einem Sturmangriff"

"Man kann nicht etwas rauben, was einem selbst gehört, sagte Simpsons Anwalt Yale Galanter. Die Staatsanwaltschaft von Clark County im US-Bundesstaat Nevada hatte in elf Punkten Anklage gegen Simpson und drei weitere Männer erhoben. Ihnen wird unter anderem Verschwörung zur Begehung einer Straftat und schwerer Raub vorgeworfen.

Als besonders schwerwiegend wird in der Anklage gewertet, dass "eine tödliche Waffe" im Spiel gewesen sei. Nach Aussagen der Souvenirhändler wurden sie bei dem Überfall mit vorgehaltener Waffe bedroht. Simpson und seine Freunde seien "wie bei einem Sturmangriff" ins Zimmer eingebrochen.

Der 60-Jährige weist die Vorwürfe zurück und gibt an, er habe lediglich von zwei Andenkenhändlern persönliche Erinnerungsstücke zurückgefordert, die ihm gestohlen worden seien. Eine Waffe sei nicht dabei gewesen.

Einer von Simpsons Anwälten beschrieb seinen Mandanten nach der kurzen Verhandlung als "außerordentlich erleichtert". Simpson selbst wollte sich der Presse nicht stellen. Er würde noch am Mittwoch von Las Vegas nach Miami zurückfliegen, hieß es.

Simpson ging im Juni 1994 mit einer beispiellosen Verfolgungsjagd in die Kriminalgeschichte der USA ein. Die Polizei von Los Angeles hatte ihm damals einen Tag Zeit gegeben, um sich zu stellen. Simpson wurde des Mordes an seiner Exfrau Nicole Brown Simpson und ihres Freundes Ron Goldman beschuldigt.

Er fuhr mit einem Geländewagen davon, verfolgt von der Polizei und Fernsehteams, die live darüber berichteten.

Simpson, der in den 70er Jahren zu den bekanntesten Football-Profis der USA zählte, wurde 1995 in einem Indizienprozess von dem Vorwurf freigesprochen, seine frühere Ehefrau Nicole Brown-Simpson und deren Freund Ron Goldman ermordet zu haben.

Diesen Freispruch verdankte Simpson nach Ansicht vieler US-Bürger nur seiner Prominenz. In einem späteren Zivilprozess wurde er dann für den Tod der beiden verantwortlich gemacht und zu Entschädigungszahlungen in Höhe von 33,5 Millionen Dollar verurteilt.

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