Im Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach sei es eine "Mammutaufgabe", alle mutmaßlichen Täter zu identifizieren. Das sagte der Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer bei einer Presseerklärung am Mittwoch. Sechs mutmaßliche Täter wurden zwar inzwischen festgenommen. Allerdings seien Aufnahmen von schwerem Kindesmissbrauchs "über verschiedene Mitteilungsdienste" mit einer "bislang unbekannten Anzahl von Personen" geteilt worden. Man gehe von einer sehr großen Menge von Chatteilnehmer aus. Die Polizei rechnet in absehbarer Zeit mit weiteren Identifizierungen.
Ende Oktober waren bei der Wohnungsdurchsuchung in Bergisch Gladbach Daten im Umfang von etwa drei Terabyte sichergestellt worden, die unter anderem schweren sexuellen Kindesmissbrauch zeigen sollen. Die Polizei ging wegen der Datenmenge von langwierigen Ermittlungen aus. Bisher würden sich diese vor allem auf NRW begrenzen, nur ein Verdächtiger lebe in Hessen, hieß es am Mittwoch.
Polizeipräsident Uwe Jacob erläuterte die Schwierigkeiten bei den Ermittlungen anhand eines Beispiels: Ein Handy, auf dem an die 500 Chats verzeichnet sind, bedeutet 113 000 Nachrichten, die ausgewertet müssen. In einigen Chatgruppen, in denen kinderpornographische Inhalte ausgetauscht wurden, seien bis zu 1800 anonymisierte Teilnehmer. Ein einzelner Auswerter bräuchte dafür etwa 100 Tage.
Sechs Männer waren wegen des schweren sexuellen Kindesmissbrauchs nach der Durchsuchung in Bergisch Gladbach festgenommen worden. Sie sollen mindestens acht Kinder im Alter bis zu zehn Jahren missbraucht haben, wie die Kölner Ermittler mitgeteilt hatten.
Es handelt sich den Ermittlern zufolge um die Kinder oder Stiefkinder der Verdächtigen. Das jüngste Opfer sei noch nicht einmal ein Jahr alt. Beim Auswerten des sichergestellten Materials fanden sich Hinweise darauf, dass ein Verdächtiger in seiner Wohnung Kinder missbraucht, die Taten gefilmt und weiterverbreitet habe.
Am Mittwoch hatte die Polizei außerdem erneut das Haus eines 42 Jahre alten Tatverdächtigen durchsucht. Dabei seien speziell ausgebildete Datenspürhunde zum Einsatz gekommen, sagte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft. Im Wohnhaus und in einem Gartenhäuschen seien weitere Datenträger "in nicht unerheblichem Umfang" gefunden worden - darauf ist erneut belastendes Material gefunden worden. Insgesamt sollen fünf Orte mit Spürhunden durchsucht werden.