NRW:40 Festnahmen bei Großrazzia im Düsseldorfer Maghreb-Viertel

  • Bei einer Razzia im sogenannten Maghreb-Viertel von Düsseldorf hat die Polizei fast 40 Männer aus Nordafrika wegen Verdachts auf illegalen Aufenthalt festgenommen.
  • Das Viertel rund um den Hauptbahnhof gilt als Rückzugsort nordafrikanischer Banden.
  • An der sechsstündigen Großrazzia am Samstagabend waren etwa 300 Polizisten beteiligt.

Die Polizei hat etwa 300 Menschen überprüft und 40 Männer festgenommen

Bei einer Razzia im sogenannten Maghreb-Viertel von Düsseldorf hat die Polizei fast 40 Männer aus Nordafrika wegen des Verdacht eines illegalen Aufenthalts festgenommen. Insgesamt seien fast 300 Menschen überprüft worden, teilte die Polizei in einer ersten Bilanz der sechsstündigen Razzia mit.

Am Samstagabend waren über 300 Polizisten und Beamte städtischer Behörden im Einsatz. Das Viertel um den Düsseldorfer Bahnhof gilt als Rückzugsort für Banden, die sich an Taschen- und Gepäckdiebstahl, Straßenraub, aber auch Drogendelikte beteiligen sollen. Die Verdächtigen sind überwiegend Nordafrikaner, weshalb oft vom Maghreb-Viertel die Rede ist.

Die Razzia sei schon im vergangenen Jahr geplant worden, betonte die Polizei, und habe nichts mit den Vorkommnissen in der Kölner Silvesternacht zu tun. "Gleichwohl rechnen wir mit Erkenntnissen, die die Ermittlungen vorantreiben könnten", erklärte der Einsatzleiter mit Blick auf die Arbeit der Kölner Kollegen.

Der Großeinsatz war ab 17.30 Uhr zeitgleich in mehreren Gastronomiebetrieben rings um den Hauptbahnhof abgelaufen.

Polizei bildet Soko "Casablanca"

Im Maghreb-Viertel habe sich Ermittlern zufolge ein "soziales, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum gebildet". Bereits im Juni 2014 hatte die Polizei die Sonderkommission "Casablanca" eingerichtet, in der die Beamten die kriminellen Strukturen zwischen mehr als 2200 Tatverdächtigen analysierten.

Jüngsten Informationen zufolge sind unter den Tatverdächtigen, die in Gruppen in der Silvesternacht Frauen sexuell angegriffen und bestohlen haben, besonders viele Marokkaner und andere Nordafrikaner. Wie es dazu kommen konnte, ist inzwischen weitgehend nachvollziehbar. Vermutlich handelt es sich bei den mutmaßlichen Tätern vor allem um junge Männer aus den Maghreb-Staaten, die in den vergangenen Jahren zunehmend nach Deutschland gekommen sind. Von ihnen sollen etliche auch als Taschendiebe und Straßenräuber aktiv sein.

Die Politik diskutiert derzeit über Möglichkeiten, straffällige Marokkaner, Algerier und Tunesier leichter abzuschieben und ihre Länder zur Zurücknahme zu bewegen. Die Innenministerien der Länder werfen nach einem Bericht des Magazins Der Spiegel nordafrikanischen Staaten "unkooperatives Verhalten" bei Abschiebungen vor. Etwa 5500 Algerier, Marokkaner und Tunesier seien nach einem internen Papier der Innenbehörden Ende Juli vergangenen Jahres ausreisepflichtig gewesen. Lediglich 53 konnten im ersten Halbjahr 2015 in ihre Heimatländer abgeschoben werden.

Dem Papier zufolge scheitern Abschiebungen nach Nordafrika häufig an der Blockadehaltung der Maghreb-Staaten. Rückführungen nach Marokko seien "aufgrund des unkooperativen Verhaltens der Botschaft nur sehr eingeschränkt möglich".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: