Süddeutsche Zeitung

Brand in Notre-Dame:Frankreich will internationalen Architekturwettbewerb ausrufen

  • Frankreichs Präsident Macron will die durch den Brand teilweise zerstörte Kathedrale von Notre-Dame wiederaufbauen lassen. Dazu soll ein internationaler Architekturwettbewerb ausgerufen werden.
  • Die Arbeit solle in fünf Jahren fertig sein, sagte Macron in einer Fernsehansprache. "Wir schaffen das."
  • Die Schäden im Inneren der Kathedrale sind nach dem Brand vom Montag weniger schlimm als erwartet.

Frankreich will nach der Brandkatastrophe von Notre-Dame einen internationalen Architekturwettbewerb für den Wiederaufbau ausrufen. Mit dem Wettbewerb solle darüber entschieden werden, ob und wie der kleine Spitzturm wieder aufgebaut wird, sagte Premierminister Édouard Philippe nach einer Regierungssitzung am Mittwoch. Ein neuer Turm müsse den "Techniken und Herausforderungen unser Zeit" standhalten. Der Spitzturm in der Mitte des Daches der weltberühmten Kathedrale war bei dem Brand am Montagabend in sich zusammengestürzt.

Außerdem kündigte Philippe ein neues Gesetz an, dass Transparenz im Umgang mit den Spenden sicherstellen soll. "Jeder Euro, der für den Wiederaufbau von Notre-Dame eingezahlt wird, wird dafür eingesetzt - und für nichts anderes", sagte Philippe. Eine entsprechende Vorlage soll es in der kommenden Woche geben. Außerdem solle eine öffentliche Einrichtung den Wiederaufbau leiten. Nach dem zerstörerischen Feuer hatte es eine riesige Spendenbereitschaft weltweit gegeben.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat das ganze Land zum Wiederaufbau aufgerufen. Die Franzosen seien ein "Volk der Baumeister" sagte er am Dienstag-Abend in einer Fernsehansprache an die Nation. "Ja, wir werden die Kathedrale von Notre-Dame wieder aufbauen, schöner als zuvor. Ich will, dass wir das in fünf Jahren erreicht haben. Wir schaffen das."

In seiner gut fünfminütigen Rede appellierte Macron an den Zusammenhalt der französischen Gesellschaft. "Was wir gesehen haben, ist die Fähigkeit uns zu vereinen, um zu siegen." Der Brand "unserer Dame" habe gezeigt, "dass unsere Geschichte nie aufhört, dass wir immer neue Proben zu bestehen haben. Auch was wir unzerstörbar glaubten, kann betroffen sein. Alles was Frankreich ausmacht - materiell, geistig, lebendig - ist zerbrechlich. ... Das dürfen wir nie vergessen."

Der Präsident dankte Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften für ihren Einsatz. Zugleich würdigte er die Zeichen von Solidarität aus dem In- und Ausland. "Jeder hat gegeben, was er konnte." Der Brand der Kathedrale habe die Menschen in Paris, in Frankreich und auf der ganzen Welt getroffen, nun sei es an der Zeit zu handeln. "Ich teile ihren Schmerz, aber ich teile auch ihre Hoffnung."

Durch das Land war am Dienstag ein Aufatmen gegangen: Zumindest das Innere der Kirche ist weitgehend erhalten geblieben. Die Schäden seien weniger schlimm als erwartet, sagte der Denkmalschutz-Direktor für Notre-Dame, Laurent Prades. Nur der 1989 installierte Hochaltar sei durch den nach unten gestürzten Spitzturm schwer beschädigt worden. "Den ganzen Rest haben wir retten können."

"Alle Stelen aus dem 18. Jahrhundert, die Pietàs, die Fresken, die Kapellen und die große Orgel sind in Ordnung", sagte Prades weiter. Er sei auch besonders froh, dass die drei großen Rosettenfenster nicht zerstört worden seien. Möglicherweise hätten sie allerdings Schaden durch die große Hitze genommen, das müsse erst noch überprüft werden. Die Rosettenfenster aus dem 13. Jahrhundert zählen zu den größten Kulturschätzen der Kathedrale.

Die Pariser Staatsanwaltschaft geht nicht von Brandstiftung aus. Im Dachstuhl von Notre-Dame wurden bei Ausbruch des Feuers gerade Renovierungsarbeiten durchführt. Aus Justizkreisen verlautete, dass nach dem Brand bereits 30 Personen befragt worden seien, die meisten von ihnen Arbeiter. Den Angaben zufolge wurde zwei Mal der Feueralarm ausgelöst. Beim ersten Mal schauten mehrere Personen nach dem Rechten, fanden aber kein Feuer, beim zweiten Mal loderte der Brand bereits zu stark.

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