Paris:Notre-Dame wird für fünf bis sechs Jahre geschlossen

Nach dem Brand der Kathedrale Notre-Dame

Blick auf die stark beschädigte Kathedrale Notre-Dame.

(Foto: dpa)
  • Die vom Brand schwer beschädigte Kathedrale wird die kommenden Jahre gesperrt bleiben.
  • Für den Wiederaufbau ist schon fast eine Milliarde Euro an Spenden zusammengekommen.
  • Am Mittwochabend sollen in ganz Frankreich um 18:50 Uhr - zur gleichen Uhrzeit, zur der am Montag das Feuer ausgebrochen war - die Kirchenglocken läuten.

Nach dem verheerenden Brand wird die Pariser Kathedrale Notre-Dame für fünf bis sechs Jahre geschlossen sein. Bischof Patrick Chauvet sagte zu den Schäden: "Ein Segment der Kathedrale ist sehr geschwächt worden." Es sei unklar, was die 67 Mitarbeiter des Gotteshauses künftig tun würden.

Frankreich will nach der Brandkatastrophe einen internationalen Architekturwettbewerb für den Wiederaufbau des kleinen Spitzturms ausrufen. Mit dem Wettbewerb solle darüber entschieden werden, ob und wie der Turm wieder aufgebaut wird, sagte Premierminister Édouard Philippe nach einer Regierungssitzung.

Ein neuer Turm müsse den "Techniken und Herausforderungen unser Zeit" standhalten. Der Vierungsturm - in der Mitte des Daches - war am Montagabend bei dem Brand in sich zusammengestürzt. Außerdem kündigte Philippe ein neues Gesetzes an, dass Transparenz im Umgang mit den Spenden sicherstellen soll. "Jeder Euro, der für den Wiederaufbau von Notre-Dame eingezahlt wird, wird dafür eingesetzt - und für nichts anderes", sagte Philippe.

Eine entsprechende Vorlage soll es in der kommenden Woche geben. Außerdem solle eine öffentliche Einrichtung den Wiederaufbau leiten. Nach dem zerstörerischen Feuer hatte es eine riesige Spendenbereitschaft weltweit gegeben. Für den Wiederaufbau ist schon fast eine Milliarde Euro an Spenden zusammengekommen. "Heute Morgen waren es fast 900 Millionen. Ich denke, wir werden heute noch die Milliardengrenze überschreiten", sagte der Fernsehmoderator Stéphane Bern. Er ist im Auftrag von Präsident Emmanuel Macron für die Renovierung historischer Baudenkmäler in Frankreich zuständig. "Die ganze Welt ist an unserer Seite", sagte Bern. Er erhalte Spenden aus vielen Ländern.

Macron rief das ganze Land zum Wiederaufbau auf. Die Franzosen seien ein "Volk der Baumeister" sagte er am Dienstagabend in einer Fernsehansprache an die Nation. "Ja, wir werden die Kathedrale von Notre-Dame wieder aufbauen, schöner als zuvor. Ich will, dass wir das in fünf Jahren erreicht haben. Wir schaffen das."

Durch das Land war am Dienstag ein Aufatmen gegangen: Zumindest das Innere der Kirche ist weitgehend erhalten geblieben. Die Schäden seien weniger schlimm als erwartet, sagte der Denkmalschutz-Direktor für Notre-Dame, Laurent Prades. Nur der 1989 installierte Hochaltar sei durch den nach unten gestürzten Spitzturm schwer beschädigt worden. "Den ganzen Rest haben wir retten können."

"Alle Stelen aus dem 18. Jahrhundert, die Pietàs, die Fresken, die Kapellen und die große Orgel sind in Ordnung", sagte Prades weiter. Er sei auch besonders froh, dass die drei großen Rosettenfenster nicht zerstört worden seien. Möglicherweise hätten sie allerdings Schaden durch die große Hitze genommen, das müsse erst noch überprüft werden. Die Rosettenfenster aus dem 13. Jahrhundert zählen zu den größten Kulturschätzen der Kathedrale.

Die Pariser Staatsanwaltschaft geht nicht von Brandstiftung aus. Im Dachstuhl von Notre-Dame wurden bei Ausbruch des Feuers gerade Renovierungsarbeiten durchführt. Aus Justizkreisen verlautete, dass nach dem Brand bereits 30 Personen befragt worden seien, die meisten von ihnen Arbeiter. Den Angaben zufolge wurde zwei Mal der Feueralarm ausgelöst. Beim ersten Mal schauten mehrere Personen nach dem Rechten, fanden aber kein Feuer, beim zweiten Mal loderte der Brand bereits zu stark.

Am Abend sollen in ganz Frankreich die Kirchenglocken läuten, teilte die französische Bischofskonferenz mit. Alle Diözesen seien aufgerufen, aus Solidarität um 18.50 Uhr, dem Zeitpunkt des Brandausbruchs am Montag, die Glocken ihrer Kirchen zu läuten.

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