Notfälle - Berlin:Weltkriegsbombe am "Alex" entschärft: Fernsehturm gesperrt

Berlin
Experten vom Kampfmittelräumdienst bereiten die Entschärfung der Weltkriegsbombe vor. Foto: Paul Zinken/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Touristen standen unglücklich vor dem geschlossenen Berliner Fernsehturm, der Regierende Bürgermeister musste das Rathaus schließen und Familien hockten nachts in Notunterkünften statt in ihrer Wohnung. Die Entschärfung einer 250 Kilogramm schweren Weltkriegsbombe wirbelte am Dienstag den Feierabend vieler Menschen rund um den Alexanderplatz im Zentrum der Hauptstadt durcheinander.

Die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe war am Vormittag bei Bauarbeiten nahe dem Alten Stadthaus hinter dem Roten Rathaus gefunden worden. In der Nacht zu Mittwoch gegen 00.15 Uhr war es dann soweit: Die Bombe ist entschärft, meldete die Polizei über Twitter. "Der Sperrkreis wird in Kürze aufgehoben. Wir werden gemeinsam mit allen Helfenden dafür sorgen, dass die Betroffenen schnellstmöglich in Ihre Wohnungen zurückkehren können."

In Köln war bereits am Dienstagmittag eine Weltkriegsbombe entschärft worden. Auch dort mussten zahlreiche Menschen Wohn- und Bürogebäude verlassen.

Die Vorhersage der Berliner Polizei, dass alle Menschen schon vor Mitternacht in ihre Wohnungen zurückkönnen, ging nicht ganz auf. Die Räumung der großen Sperrzone hatte länger gedauert als geplant. Die Entschärfung selber ging dann in 30 Minuten über die Bühne.

Die Sperrzone umfasste Teile des Alexanderplatzes inklusive der Kuppel des Fernsehturms. 1900 Menschen, darunter 80 Kinder und 400 Rentner, mussten ihre Wohnungen in den großen Mietshäusern im Nikolaiviertel und am Rathaus räumen. Viele warteten in nahegelegenen Notunterkünften.

Auch das Rote Rathaus, Bürogebäude, Geschäfte und ein Hotel wurden geräumt und geschlossen. Von der Polizei hieß es, viele Behörden und öffentliche Gebäude im Sperrbereich hätten ihre Evakuierung bereits "selbstständig abgeschlossen". Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte eine Veranstaltung im Rathaus ab.

S-Bahnen und Straßenbahnen hielten im Bahnhof Alexanderplatz nicht mehr. Busse wurden umgeleitet. Die U-Bahnen der Linie 2 fuhren im Bahnhof Klosterstraße durch.

Touristen, die in das Restaurant in der Kuppel des berühmten Fernsehturms wollten, standen unglücklich vor geschlossenen Türen. Eine Familie aus Österreich hatte zum 30. Geburtstag der Tochter ein Drei-Gänge-Menü im Restaurant in der Kuppel des Fernsehturms gebucht. Kombiniert mit Tischreservierung, schnellem Einlass und Besuch der Aussichtsetage kostete das nach Angaben der Familie für sechs Personen 587 Euro.

In den Turm kamen sie am Abend allerdings nicht. "Das Geld ist bestimmt weg, weil das als höhere Gewalt gilt", sagte der Vater sorgenvoll. Etwas entspannter sah es das Geburtstagskind: "Currywurst haben wir schon gegessen. Dann trinken wir jetzt ein paar Aperol."

Auf den umliegenden Straßen kam es zu umfangreichen Verkehrsbehinderungen. Die Berliner Polizei forderte die Autofahrer auf, den Bereich zu umfahren. "Bitte versuchen Sie heute einen weiten Umweg oder Sie lassen das Auto stehen und fahren mit den Öffis nach Hause." Die Verkehrsinformationszentrale schrieb: "Lange Staus bereits im Bereich Leipziger Straße, Unter den Linden, Brückenstraße."

Der Schiffsverkehr auf der Spree wurde nur während der eigentlichen Entschärfung eingestellt. In der Zeit wurde der S-Bahnverkehr am "Alex" ganz unterbrochen.

In einem zweiten Kreis um den Fundort der Bombe sollten die Menschen laut Polizei in den Gebäuden bleiben und die Fenster geschlossen halten; dazu gehörten weitere Teile des Alexanderplatzes und der Fischerinsel.

Der Sprengkörper war laut Polizei von deutscher Bauart, hatte aber einen "mechanischen russischen Zünder". Entweder war die Bombe von der sowjetischen Armee erbeutet worden. Oder sie wurde von der deutschen Armee abgeworfen und explodierte nicht, so dass die Rote Armee einen neuen Zünder einbaute und sie wieder einsetzte.

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