SZ-Kolumne "Bester Dinge":Früher macht alles besser

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(Foto: imago/Cavan Images)

Ein tröstlicher Gedanke angesichts der gruseligen Gegenwart: Nostalgie kann einer Studie zufolge glücklich machen und sogar Schmerzen lindern.

Von Titus Arnu

Altes Zeug kann glücklich machen. Ein zerfledderter Teddybär aus Kindheitstagen, der vergilbte Comic-Band "Tim in Tibet", die verrostete Vespa im Gartenschuppen - das ist objektiv gesehen wertloser Schrott, für den subjektiven Betrachter jedoch kann es sich um die wertvollsten Schätze der Welt handeln. Früher war alles besser? Nicht unbedingt. Aber nostalgische Gefühle können Optimismus und Lebenszufriedenheit hervorrufen - und sogar Schmerzen lindern.

Das Blättern in Fotoalben, das Anschauen von Fernsehserien aus vergangenen Jahrzehnten oder das Lesen alter Liebesbriefe wirkt heilsam auf die Seele, besonders wenn die Gegenwart so gruselig ist wie derzeit. Lange hielt sich das Vorurteil, dass Nostalgie negative Gefühle auslöst. Doch aktuelle Forschungsergebnisse widerlegen dies. Chinesische Psychologen haben in einem Experiment untersucht, wie sich nostalgische Gefühle auf die Schmerzwahrnehmung auswirken. Ihrer Studie zufolge aktiviert der Anblick von erinnerungsträchtigen Bildern ein Zentrum im Gehirn, das Schaltkreise der Schmerzwahrnehmung hemmt.

Ob sich Kopfschmerzen also bekämpfen lassen, indem man Simon & Garfunkel hört, den poetischen Film "Il Postino" schaut und die Lehmann-Groß-Bahn wieder mal aufbaut? Nostalgie könnte sich tatsächlich bei leichten Schmerzen als nicht medikamentöse Therapie eignen, behaupten recht forsch die Forschenden. Wissenschaftlich muss das noch auf altmodische Art untermauert werden, sonst klingt es arg nach Hokuspokus. Aber allein die Vorstellung, dass Retro-Gefühle die psychische Gesundheit voranbringen, erscheint auf zauberhafte Weise tröstlich. Darauf eine heiße Schokolade, und dann ab vor den Fernseher - "Die Muppet Show", "Väter der Klamotte", "Catweazle" und "Zini, das Wuslon" schauen. Schmerz, lass nach!

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