Süddeutsche Zeitung

Norwegen:Utøya-Attentäter Breivik darf studieren

  • Die Unviersität von Oslo hat entschieden, dass der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik ab dem Wintersemester studieren darf.
  • Er hatte sich zum zweiten Mal um einen Studienplatz im Fach Politische Wissenschaft beworben.
  • Noch mindestens 21 Jahre sitzt der Rechtsextremist in Haft. Dort hat er momentan keinen Zugang zum Internet. Die Universität kann er nur über einen Vermittler kontaktieren.

Breivik will studieren

Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik hat sich erneut um einen Studienplatz an der Universität von Oslo beworben. Dort will er Politikwissenschaften studieren. Die Universität hat ihn zum Wintersemester zum Studium zugelassen. "Er hat einen Platz, er erfüllt die Anforderungen", sagte eine Universitätssprecherin.

Trotz der Zusage ist es unwahrscheinlich, dass der 36-Jährige das Studium jemals abschließt. Fünf der neun Kurse des Studiums erfordern seine Anwesenheit an der Universität. Derzeit sitzt er aber im Gefängnis in Einzelhaft und hat keinen Zugang zum Internet.

Momentan kein Abschluss möglich

Seine Haftbedingungen erlauben ihm grundsätzlich ein Studium von der Zelle aus. Mit Dozenten oder anderen Studenten kommt er nicht in Kontakt, da er über einen Vermittler studieren muss. Der Politikprofessor Dag Harald Claes sagte, bei Breivik werde keine Ausnahme gemacht. Er könne die Kurse nur abschließen, wenn seine Haftbedingungen gelockert würden, oder er aus dem Gefängnis freikomme. Einen Bachelor-Abschluss kann er also derzeit nicht machen.

"Es schmerzt, dass er studieren kann, doch so ist es in Norwegen", sagte Lisbeth Kristine Royneland, die einer Gruppe von Angehörigen der Opfer vorsteht. "Doch ob er Romane oder politikwissenschaftliche Bücher liest, ist uns egal, solange er hinter Gittern bleibt."

Im Jahr 2013 war ein Antrag Breiviks auf Aufnahme eines Studiums aus akademischen Gründen abgelehnt worden. Unklar blieb, warum diese Entscheidung nun geändert wurde. Uni-Rektor Ole Petter Ottersen sagte, alle Häftlinge in norwegischen Gefängnissen seien berechtigt, an den Hochschulen zu studieren, wenn sie die Zulassungskriterien erfüllten.

Im Juli 2011 hatte der Rechtsextremist eine Bombe im Regierungsviertel der norwegischen Haupstadt Oslo gelegt, es starben acht Menschen. Anschließend erschoss er in einem Jugendlager der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utøya 69 Menschen erschossen. Dafür wurde er von einem Gericht zu einer 21-jährigen Haftstrafe verurteilt. Seine Haftstrafe kann unbegrenzt verlängert werden, solange er als gefährlich eingeschätzt wird.

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