Süddeutsche Zeitung

Norwegen:Polizei ist Räubern von Munchs "Schrei" auf der Spur

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Zwei Monate nachdem die weltberühmten Bilder "Der Schrei" und "Madonna" von Edvard Munch gestohlen wurden, hat die Osloer Polizei die vermeintlich genialen Diebe offenbar eingekreist - sie haben sich nämlich ziemlich ungeschickt angestellt.

Die Polizei wartet offenbar nur noch auf eine günstige Gelegenheit zum Zuschlagen. "Wenn alles klappt, können wir sehr schnell am Ziel sein", sagte Fahndungschef Øivind Nordgaren der Zeitung Aftenposten. Er warnte aber auch vor übereiltem Optimismus. Es sei eher wahrscheinlich, dass der Fall erst im nächsten jahr endgültig aufgeklärt werde.

Am 22. August hatten zwei maskierte und bewaffnete Männer die beiden berühmtesten Werke des norwegischen Expressionisten (1863-1944) vor den Augen zahlreicher Museumsbesucher gestohlen.

Aus Kreisen der Polizei sickerte durch, dass DNA-Spuren im sichergestellten Fluchtauto, einem schwarzen Audi S4 Avant, die entscheidenden Hinweise lieferten. Die Täter sollen durch diese Spuren und durch Aussagen von Augenzeugen identifiziert worden sein. Zudem gab es Bilder von Überwachungskameras. Sie sollen der Osloer Unterwelt angehören und werden nun rund um die Uhr überwacht.

Wann die Polizei die mutmaßlichen Räuber festnehmen wird hängt maßgeblich davon, wann es ihr gelingt ausfindig zu machen, wo die beiden Bilder mit einem Schätzwert von umgerechnet 54,6 Millionen Euro gelagert werden. Noch hat es keine Lösegeld-Forderungen für die Ölgemälde gegeben, die wegen ihrer Bekanntheit selbst auf dem Schwarzmarkt so gut wie nicht verkauft werden können.

Die Täter scheinen alles andere als geniale Super-Diebe zu sein: Sie haben zahlreiche Spuren am Tatort hinterlassen und auch den Fluchtwagen schon lange vor dem Raub gestohlenen.

Osloer Zeitungen berichten, dass die Nervosität im organisierten kriminellen Milieu von Norwegens Hauptstadt steigt, weil die massive Suche der Polizei nach den Munch-Dieben das "normale Geschäft" sichtlich erschwere.

Angesichts des nicht allzu proffessionellen Vorgehens der Diebe hält die Kritik an den äußerst mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen im Munch-Museum an. Die Diebe hatten praktisch unbehelligt die zwei Bilder unter den Arm klemmen und damit verschwinden können. Das Museum bleibt vorerst bis Ende Oktober geschlossen, bis dahin sollen neue Sicherheitseinrichtungen eingebaut sein.

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dpa
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