Mysteriöse Todesfälle:Norwegens Hundebesitzer haben Angst

Mysteriöse Todesfälle: Norwegische Hundebesitzer sind in Sorge: Behörden raten, die Tiere an die Leine zu nehmen und das gegenseitige Beschnüffeln zu unterbinden.

Norwegische Hundebesitzer sind in Sorge: Behörden raten, die Tiere an die Leine zu nehmen und das gegenseitige Beschnüffeln zu unterbinden.

(Foto: Olivier Morin/AFP)

Gerade waren sie noch fidel, wenige Stunden später sind sie tot: Eine unbekannte Krankheit hat in kurzer Zeit 26 Tiere dahingerafft.

Von Kai Strittmatter

Die Hundebesitzer berichten alle Ähnliches: Ihre Hunde erbrechen sich, leiden an starkem Durchfall, haben Blut im Stuhl. Und vor allem: Es geht sehr schnell. Viele der eben noch scheinbar gesunden Hunde sterben innerhalb eines Tages. Und keiner weiß, warum.

26 solcher Todesfälle zählten Norwegens Behörden bis zum Dienstag, das aber sind nur die gemeldeten. Die Zeitungen schreiben von einer "mysteriösen Hundekrankheit". Bislang stammen die meisten kranken Tiere aus dem Großraum Oslo, doch wurden Fälle mit ähnlichen Symptomen aus 14 der 18 norwegischen Provinzen bekannt, erst am Mittwoch zum Beispiel kam ein Krankheitsfall aus der Provinz Finnmark dazu, die an der Nordspitze des Landes liegt. Die Veterinärbehörden obduzieren die gestorbenen Tiere und suchen nach der Ursache, bislang ohne Erfolg.

"Das ist eine besondere Situation"

Der norwegische Hundebesitzerverband sagte am Wochenende alle Veranstaltungen ab, bei denen Hunde miteinander in Kontakt kommen können, im Nachbarland Schweden wurden norwegische Besitzerinnen und Besitzer, die sich für Hundeshows angemeldet hatten, wieder ausgeladen. Und die zuständige Behörde für Lebensmittelsicherheit mahnte die Norweger, für die nächste Zeit ihre Hunde an die Leine zu legen und nicht mehr aneinander schnüffeln zu lassen. In Norwegen (5,3 Millionen Einwohner) leben geschätzt zwischen 500 000 und 600 000 Hunde.

"Es ist natürlich alarmierend, dass gesunde norwegische Hunde so schnell sterben", sagte der Notfalldirektor des Veterinäramts Jorun Jarp dem staatlichen Sender NRK: "Das ist eine besondere Situation, ich habe so etwas noch nie erlebt." Bislang ist noch nicht einmal klar, ob es überhaupt eine gemeinsame Ursache gibt oder ob die Tode eine ungewöhnliche Anhäufung individueller Fälle sind. Wasser, Pilze, Parasiten, Bakterien, Viren oder das Futter - die Forscher untersuchen alle möglichen Faktoren. Das Veterinäramt teilte bisher nur mit, dass man schon sicher wisse, was nicht die Ursache ist, nämlich Zeckenbisse, Algenvergiftung, Milzbrand, Salmonellen und Rattengift.

Futtersorte soll keine Ursache sein

Bislang hat man keine Gemeinsamkeit zwischen den gestorbenen Tieren entdeckt: Es trifft offenbar Hunde jeden Alters und jeder Rasse, an unterschiedlichen Orten im Land. Zudem seien die Hunde auch alle völlig unterschiedlich gefüttert worden, teilte das Amt mit, so habe man "keinen Grund zur Annahme, dass ein bestimmtes Futter verantwortlich ist". Die Lebensmittelbehörde verneinte auf Facebook kursierende Gerüchte, wonach eine Futtersorte Ursache für das Hundesterben sei, und dass die Behörden diese Information verheimlichten: "Diese Gerüchte entbehren jeder Grundlage."

Das Veterinäramt erklärte, genauere Ergebnisse der Autopsien würden wahrscheinlich erst kommende Woche vorliegen. Gleichzeitig versandte das Amt einen Fragebogen an mehr als 2000 Tierkliniken. Pressechef Asle Haukaas sagte der Zeitung Verdens Gang, man hoffe in den kommenden Tagen auf Antworten. "Bislang können wir jedoch nicht garantieren, dass wir jemals die Ursache für diese Krankheit finden werden."

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